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Fest mit sommerlichem Flair

WESTFALEN-BLATT-Serie - Folge 2: Florian Blauth grüßt aus Tansania

Von Stefanie Westing
Sennestadt (WB). Bei verregneten 24 Grad oder bei schönstem Sonnenschein ist es schwer, in Weihnachtsstimmung zu kommen. Dies stellt Florian Blauth fest, der momentan in Bukoba in Tansania zuhause ist. Der seit gestern 20-Jährige aus Eckardtsheim verbringt dort ein freiwilliges soziales Jahr und schickt zum »Fest der Feste« Grüße nach Ostwestfalen.

Bukoba, eine Stadt mit 50 000 Einwohnern, liegt am Viktoriasee im Nordwesten Tansanias. Den Bielefelder zog es nach seinem Abitur gewissermaßen zu seinen Wurzeln zurück: »1987 reisten meine Eltern in den Nord-Osten Tansanias aus, um in den Usambarabergen das Lutindi Mental Hospital zu leiten. Nach sieben Jahren Tansania zogen wir nach Bielefeld.« Seit der achten Klasse hatte sich Florian vorgenommen, eines Tages nach Ostafrika zurückzukehren. Dieser Wunsch wurde nun Wirklichkeit. Dort arbeitet der 20-Jährige bei »Huyawa«, einer Organisation, die sich um bedürftige Kinder kümmert. Viele der mehr als 34 000 Jungen und Mädchen, die betreut werden, haben einen Elternteil oder sogar Vater und Mutter durch HIV oder Aids verloren. Solche Bilder vor Augen und mit Blick auf die geographische Lage - immerhin liegt das Land südlich des Äquators - fällt es dem Eckardtsheimer, der nach seiner Rückkehr ein Grundseminar in Bethel als Diakon antreten möchte und danach voraussichtlich Sozialpädagogik studieren will, nicht leicht, in Weihnachtsstimmung zu kommen. Vor allem auch, weil Weihnachten im täglichen Leben nicht sichtbar ist. »Die Adventszeit ist an mir vorbeigegangen, ohne dass ich sie bewusst wahrgenommen hätte. Die Weihnachtszeit wird in Tansania nicht so prunkvoll und ausgiebig wie in Deutschland gefeiert. Es gibt keinen Weihnachtsmarkt, und nur in wenigen Läden gibt es Weihnachtsschmuck, der den allgemeinen Kriterien des Kitsches entspricht.«
Das Weihnachtsfest beginn erst am Morgen des 25. Dezember. »Nur ein Drittel der Bevölkerung sind Christen, daher wird das Fest auch nur von einem Drittel der Tansanier gefeiert«, erzählt Florian. Er selbst wird den 24. Dezember voraussichtlich in einem Dorf bei Familien verbringen, die von »Huyawa« betreut und an deren Kinder Weihnachtsgeschenke verteilt werden. Für den Heiligen Abend plant der Eckardtsheimer ein Treffen mit einem deutschen Ehepaar. Die beiden sind als Langzeitmitarbeiter in Bukoba im Einsatz. Dann gibt es auch Weihnachtsgebäck und die passenden Lieder - so will Florian Blauth das europäische Weihnachten »nicht ganz verpassen«.
Teure Geschenke fallen in diesem Jahr aus, sind aufgrund der finanziellen Lage des Landes unüblich. Nach dem Besuch des Weihnachtsgottesdienstes folgt das Festmahl, das aus traditionellen Speisen wie Bananen, Reis und Mais besteht. Den zweiten Weihnachtstag verbringt der 20-Jährige am Strand. Wenn die Sehnsucht nach dem traditionellen Weihnachten, wie er es aus Deutschland kennt, zu groß wird, denkt er daran, dass seine Festtage im kommenden Jahr wieder ganz anders aussehen werden.
Explizite Grüße schickt der 20-Jährige an seine Familie, die »immer hinter mir stand und mich ermuntert hat«. Außerdem dankt er Freundin Laura - dafür, »dass sie mich nach Tansania hat gehen lassen und mir trotz der Ferne und der langen Zeit nahe ist«.
Lesen Sie im dritten Teil der WESTFALEN-BLATT-Serie am kommenden Mittwoch: René Thannhäuser, Schüler des Brackweder Gymnasiums, verbringt ein Jahr in Costa Rica.

Artikel vom 16.12.2005