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Schulfrage ist
kein Streitfall

Lehrer setzen auf Elterngespräche

Von Stefanie Hennigs
Versmold (WB). Grundschule - und was dann? Gymnasium? Hauptschule? Realschule? Vor dieser wichtigen Frage stehen gerade jetzt wieder viele Lehrer und Eltern. Das neue Schulgesetz, das die Empfehlung der Grundschullehrer verbindlich macht, ist in Versmold eigentlich überflüssig, ergab eine Umfrage unter den Versmolder Schulleitern.

Eltern, die ihr Kind auf dem Gymnasium sehen, die Lehrer dagegen die Hauptschule empfehlen - diesem Extremfall soll das neue Schulgesetz vorbeugen. Bislang hatten die Eltern die Möglichkeit, selbst zu entscheiden, auf welche Schulform ihr Kind wechselt. Künftig soll die Empfehlung der Grundschule bindend sein. Wollen die Eltern doch eine andere Schulform wählen, soll das Kind an einem mehrtägigen Prognoseunterricht teilnehmen. »Eigentlich gibt es selten Unterschiede in der Meinung«, sagt Andrea Kaumkötter, kommissarische Leiterin der Sonnenschule. »Denn wir bleiben immer mit den Eltern im Gespräch.« Was bei der Entscheidung, welche Schulform für das Kind geeignet ist, im Vordergrund stehe, sind nicht punktuelle Leistungen: »Wir schauen auf die Entwicklung der Kinder, auf die Einstellung, wie selbstständig es arbeitet, wie es mit Misserfolgen umgeht. Es gibt nicht die beste Schule, sondern die beste Schule für das einzelne Kind.« Persönlich finde sie, dass der Zeitpunkt nach dreieinhalb Jahren Schulzeit zu früh für eine Entscheidung ist.
»Wir nehmen die Empfehlung der Grundschulen ohnehin sehr ernst«, sagt Klaus Blenk, Leiter der CJD-Realschule. »Die Schulen in Versmold arbeiten in diesem Punkt sehr eng zusammen. Und die Eltern werden sehr intensiv beraten.« Es gebe immer einzelne Kinder, die »dazwischen« seien, für die zwei Schulformen in Frage kommen. »Hier muss man im Einzelfall schauen. Und schließlich ist das System offen, Schulwechsel möglich -Êund es gibt die Erprobungsphase.«
»Als überschaubare Schule kennen wir die Kinder und Eltern so gut, dass wir gemeinsam mit den Eltern einen guten Weg finden«, sagt Maren Bröker, Leiterin der Grundschule Loxten. Auch hier setzt das Kollegium, das die Empfehlung für die einzelnen Kinder gemeinsam sucht, auf Gespräche mit den Eltern -Êin den Empfehlungsgesprächen, bei einem Extra-Elternsprechtag.
»Wir sagen den Eltern, dass wir grundsätzlich die Empfehlung akzeptieren. Schließlich sind die Grundschullehrer vier Jahre mit den Kindern zusammen«, erklärt Hans-Peter Schmackert, Leiter des CJD-Gymnasiums. Doch es gebe auch Kinder, die »Spätstarter« seien. Manchmal sei es auch klug, Schüler mit guten Realschul-Empfehlungen zu nehmen. Sie könnten gefordert werden und bessere schulische Leistungen bringen. »Vor allem wenn sie den musischen Zweig wählen, weil durch die musischen Fächer Intelligenz, Konzentration und Selbstbewusstsein gefördert wird.« Der mehrtägige Prognoseunterricht sei »vielleicht eine gute Lösung«, findet Hans-Peter Schmackert, schränkt aber gleichzeitig ein: »Es gibt natürlich auch Kinder mit Prüfungsangst.«

Artikel vom 16.12.2005