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Patient stets wichtiger
als die Gerätemedizin

St.-Vincenz-Klinik verabschiedete Chefarzt Dr. Markus

Von Manfred Stienecke
(Text und Foto)
Paderborn (WV). Mit Dr. Gerhard Markus (65) ist am Samstag nach 30-jähriger Tätigkeit am Vincenz-Krankenhaus der Chefarzt der Medizinischen Klinik in den Ruhestand verabschiedet worden.

»Das Urgestein geht!«, schloss Dr. Gerhard Sandmann (Salzkotten) beim Festakt im Mutterhaus der Vincentinerinnen seine Laudatio auf den bekannten Mediziner, der 1975 als Oberarzt an das St.-Vincenz-Krankenhaus kam und vier Jahre später gemeinsam mit Dr. Wilhelm Jasper die Leitung der Medizinischen Abteilung übernahm. Sein ehemaliger Krankenpflegeschüler und Assistenzarzt schilderte Markus als einen »außergewöhnlichen Chefarzt und Menschen« mit kantigem Charakter, der immer den persönlichen Kontakt zu seinen Patienten über die Gerätemedizin gestellt habe.
Der Ärztliche Direktor Dr. Wolfgang Krings ließ die wichtigsten beruflichen und privaten Lebensstationen des Pensionärs in einer launigen Leinwand-Präsentation Revue passieren. Nach dem Besuch des Theodorianums mit dem Abitur 1962 und seinem Medizinstudium in Homburg/Saar und Bonn kam Markus 1970 als Assistenzarzt zunächst nach Bielefeld, später nach Detmold, bevor er als Oberarzt an das Paderborner St.-Vincenz-Krankenhaus berufen wurde. In seine Zeit als Chefarzt fiel der Aufbau der Kernspintomographie, der Sonographie und der Echokardiographie. Als Ärztlicher Direktor der Klinik (1993-2000) verantwortete er den Umbau des Krankenhauses mit.
Die Verdienste des Paderborner Mediziners würdigten in ihren Grußworten auch Bürgermeister Heinz Paus, die Chefärzte Dr. Dietrich Nöcker (St.-Josef-Krankenhaus) und Prof. Dr. Eckhard Most (St.-Vincenz-Krankenhaus) sowie die Generaloberin der Vincentinerinnen, Schwester M. Cäcilie Müller, als Leiterin des Krankenhausträgers. Begonnen hatte die Feierstunde mit einer von Weihbischof Manfred Grothe und Pater Wilhelm Temme zelebrierten Eucharistiefeier in der Mutterhauskapelle.
Markus, der bereits in den 1950er Jahren zu den Gründungsmitgliedern des Malteser-Hilfsdienstes (MHD) in Paderborn gehörte und seit 1979 als MHD-Diözesanarzt tätig ist, wandte sich zum Abschluss der Feierstunde mit einer bewegenden Dankesrede an die Festgesellschaft, in der er auch das besondere Profil eines Krankenhauses in katholischer Trägerschaft hervorhob: »Wir versuchen in Zeiten der leeren Kassen, der überbordenden Bürokratie und der fortschreitenden Beschneidung ärztlicher Verantwortung mit eigenen Lösungen und Wegen, dem allgemeinen Dilemma im Gesundheitswesen zu entrinnen.«
Großes Verständnis zeigte er für die aktuellen Ärztestreiks: »Ärzte wehren sich gegen den Papierkrieg, der nicht von Pappe ist. Sie wollen Patienten behandeln und nicht vor dem Computer sitzen«, meinte der scheidende Chefarzt. Sein Nachfolger, der derzeit noch am Inselspital in Bern tätige Mediziner Prof. Dr. Jobst Greeve, tritt am 1. Januar seinen Dienst an.

Artikel vom 19.12.2005