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Einschüchterung durch
Schließungs-Drohung?

Geschehen ums Krankenhaus in der Rats-Kritik

Von Heinz-Peter Manuel
Büren (WV). Das Schicksal des Bürener St. Nikolaus Hospitals ist weiter in der Schwebe. Auch wenn der Träger des Hauses, die katholische Kirchengemeinde St. Nikolaus, und die Marseille-Kliniken AG vor einigen Tagen eine grundsätzlich Einigung zur Übernahme erzielt haben, sind die Detailverhandlungen in den jeweiligen Gremien noch nicht abgeschlossen. Es werde intensiv verhandelt, sagte gestern Kirchevorstand Reinold Stücke auf Anfrage des WV. Trotz des Schwebezustandes wurde im Bürener Rat am Donnerstag bereits zum Teil harsche Kritik geäußert.

So widmete SPD-Fraktionsvorsitzender Marco Sudbrak einen erheblichen Teil seiner Haushaltsrede dem Geschehen um das 60-Betten-Haus. Wörtlich sagte er: »Als wir uns vor einem Jahr mit den Haushaltszahlen beschäftigten, konnte niemand ahnen, was ab Anfang Oktober 2005 unsere Arbeit wesentlich in Anspruch nehmen würde; die Schließung des Bürener St.-Nikolaus-Hospitals. Für Bürger, Politik und Mitarbeiter völlig überraschend hatte der nach eigenen Angaben christlich ausgerichtete katholische Träger die Schließung des Hauses zum Jahresende angekündigt, wenn nicht die Stadt Büren eingreift und den weiteren Weg des Krankenhauses zukünftig finanziell begleitet.
Die Drohung der kurzfristigen Schließung sollte vermutlich dazu führen, die Politik einzuschüchtern und vermutlich auch verhindern, dass sich der Rat in ausreichender Weise mit dem Thema auseinandersetzt.
Nachdem ein von der Stadt Büren beauftragter unabhängiger Unternehmensberater das von der Kirche bevorzugte Modell "Aatalklinik" untersucht hat, musste dieser feststellen, dass dieses von der Kirche favorisierte Konzept keine Perspektive hat und die von der Stadt geforderten Steuergelder kurzfristig verpufft wären.
Normalerweise wäre damit die Arbeit der Stadt Büren erledigt gewesen, da man als Dritter ohnehin bislang nicht am Verfahren beteiligt wurde und grundsätzlich auch nicht am Verfahren beteiligt ist.
Einzig vor dem Hintergrund, dass sich zumindest der Rat der Stadt Büren seiner sozialen Verantwortung bewusst ist, hat sich der Rat der Stadt Büren entschieden, ein neues Modell, nämlich Marseille, ins Spiel zu bringen. Der Rat der Stadt Büren hat mit diesem Vorschlag und anderen vielfältigen Bemühungen versucht, die Interessen der Mitarbeiter des Krankenhauses aber auch der Bevölkerung und damit der Patienten bestmöglich zu vertreten.
Dass die Verhandlungen zwischenzeitlich eine positive Wendung genommen haben, ist vielleicht auch auf späte Einsicht und/oder die Weihnachtszeit zurückzuführen.
Sollte es jedoch stimmen, dass die chirurgischen Betten des Krankenhauses vom damaligen Träger ohne Not zurückgegeben und damit dem Krankenhaus die Substanz entzogen wurde, ist das ein ungeheuerlicher Skandal, der nicht ohne Folgen bleiben darf.«
Auch CDU-FRaktionssprecher Herbert Peuker erwähnte das Krankenhaus. »Obwohl wir überhaupt keinen direkten Einfluss nehmen konnten, neigt man in der Bevölkerung dazu, uns für Fehlentwicklungen mitverantwortlich zu machen«, sagte er. Und weiter: »Nachdem die evangelische Kirche die geplante Trägerschaft nicht übernommen hat, sind wir erstmalig und ultimativ in letzter Minute aufgefordert worden, die Schließung durch eine finanzielle Beteiligung zu verhindern. Es ist dem unermüdlichen Einsatz unseres Bürgermeisters und der wohlüberlegten Entscheidung des Rates zu verdanken, dass sich für unser Krankenhaus und die Belegschaft nun wieder hoffnungsvolle Zukunftschancen aufzeigen. Dies war alles nicht zum Nulltarif zu haben, und es sind Verpflichtungen für die kommenden Jahre eingegangen worden, die wir schultern müssen. Es ist zu wünschen, dass das neue Konzept bald greift und das Krankenhaus in absehbarer Zeit wieder schwarze Zahlen schreibt.«

Artikel vom 17.12.2005