19.12.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Tabellenführer feiert Punktgewinn

2. Handball-Bundesliga: TuS Spenge gibt eine 25:20-Führung in fünf Minuten ab

Von Harald Schwabe
Spenge (HK). Verkehrte Handball-Welt am Vorabend zum 4. Advent in Spenge. Während die Spieler vom Tabellenführer Eintracht Hildesheim das glückliche 26:26 (13:10)-Unentschieden ausgiebig feiert, trauern die Spieler vom Außenseiter TuS Spenge einem verschenkten Sieg hinterher.

Bis zur 55. Minute deutete vor 850 Zuschauern in der gut gefüllten Sporthalle alles auf einen sensationellen Sieg des TuS Spenge hin. 25:20 führte die heimische Sieben zu diesem Zeitpunkt nach großartigem Kampf und ganz starker Abwehrleistung gegen den Rangersten und absoluten Topfavoriten aus Hildesheim, als Stephan Wilmsen seine dritte Zeitstrafe bekam und ausschied. Die Lücke, die sich nun auftat, nutzte Hildesheims »schwarzer Bomber» Mike Hairston eiskalt aus und traf mit seinen Stemmwürfen Spenge am Nerv. Hairston, der zuvor nur ein Tor erzielt hatte und sich bei seinen Würfen oftmals auf die Gegenspieler aufgestützt hatte und deshalb zurück gepfiffen wurde, traf nun in fünf Minuten dreimal aus dem Rückraum und 29 Sekunden vor Schluss zum 26:26-Ausgleichstreffer.
Hildesheim, der Halbzeitmeister der 2. Bundesliga und der heiße Aufstiegsaspirant, tat sich sehr schwer in Spenge. Die Gäste um ihren Trainer »Mr. Handball« Gerald Oberbeck kamen mit der Spenger 3-2-1-Deckung, Andreas Bock spielte vorgezogen, gar nicht zu recht. Immer wieder leisteten sich Sven Lakenmacher, Marius Kasmauskas oder Rene Boese technische Fehler. So konnte Spenge, angeführt von einem sehr starken Jan Rüter und einem quirlichen Rüdiger Traub, die Ballverluste der Gäste in Treffer ummünzen. Spenge führte über 2:0, 5:2, 8:4 zur Halbzeit mit 13:10. Auch im zweiten Abschnitt ließ sich die heimische Sieben nicht durch merkwürdige Schiedsrichterentscheidungen aus der Bahn werfen. Hinzu kam die erneut starke Leistung von Torwart Carsten Mundhenk, der nach 49 Minuten beim Stand von 22:19 zweimal Schlimmeres verhinderte. Dass es dann in den letzten fünf Minuten doch noch zum Einbruch kam, lag wohl nicht an fehlender Kondition. Hildesheim »zauberte« mit Dennis Matthews und Mike Hairston noch zwei Akteure aus dem Ärmel, die zuvor kaum nennenswert aufgefallen waren. Und dennoch hätte Spenge die sehenswerte und sehr unterhaltsame Partie wohl gewonnen, wenn nicht ausgerechnet Rüdiger Traub, einer der besten Werfer des Abends, in der 59. Minute beim Stand von 26:25 nicht mit einem Siebenmeter an Torwart Andreas Stange gescheitert wäre.
Gästetrainer Gerald Oberbeck sprach von einem glücklichen Unentschieden, dennoch sei er stolz auf seine Mannschaft, denn wir wussten, wie schwer die Kiste hier in Spenge werde. Man habe in der ersten Halbzeit schlecht gespielt, viel zu ängstlich die Angriffe vorgetragen. Beim Stand von 25:20 sei dann aber das Glück zurückgekehrt. Wenn man den Spielverlauf betrachte, dann dürfe man das Unentschieden aus Hildesheimer Sicht wie einen Sieg werten. Oberbeck: »Wir haben fünf Tore in fünf Minuten trotz nicht optimaler Leistung aufgeholt.
Spenges Trainer Walter Schubert haderte mit den Schiedsrichtern, die seiner Meinung nach viel zu kleinlich gepfiffen hätten. Einige Entscheidungen könne er nicht nachvollziehen, das würde echt nerven. Bei Spenge hätten die Schieris immer Siebenmeter und zwei Minuten gegeben. Auch bei den zwei Stürmerfouls von Andreas Bock in der entscheidenden Phase habe man anders entscheiden können. Aber Schubert hatte auch Lob für seine Mannschaft parat: »Wir haben heute erneut bewiesen, dass wir das Potenzial besitzen, um mit allen Mannschaften mithalten zu können. Uns hat in der Hinrunde noch kein Teams auseinander genommen«.

Artikel vom 19.12.2005