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»Lieber einen Ton im Ohr . . . «

500 Besucher freuten sich über Mockridges »Zipperlein«

Rheda-Wiedenbrück (kh). »Geht es Euch gut? - Ja? - Macht nichts, das geht vorbei«, begrüßte Bill Mockridge am Mittwoch sein Publikum im Reethus.
Mit seinem unterhaltsamen Bühnenprogramm unter dem Motto »Ihr Zipperlein kommet« begeisterte der 58-jährige Schauspieler 500 Zuschauer mit seinen humorvollen Geschichten und Erlebnissen rund um das Älterwerden.
Während viele Menschen mit jugendlichen Klamotten, Schönheitsoperationen oder teuren Haarteilen ihre Alter verdrängen, hat Bill Mockrige das Älterwerden akzeptiert. »Lieber einen Ton im Ohr als überhaupt keine Musik«, amüsierte Mockridge sein Publikum. Rund zwei Stunden erzählte der Gründer des Improvisationstheaters »Springmaus« in Bonn und Filmschauspieler bei der »Lindenstraße«, auf witzig-sympathische Art von den eigenen Altersgebrechen, aber auch dem Verhalten seiner jungen und älteren Mitmenschen.
Die senile Bettflucht, das schlechtere Sehen oder auch die Gewichtsprobleme beschrieb Mockridge seinen Zuschauern mit seiner Gestik und Mimik sehr anschaulich. »Fünf Kilogramm, so viel kann ich nicht verlieren, dabei verliere ich sonst alles«, witzelte er. Auch seine innere biologische Uhr laufe jetzt auf Winterzeit, denn er sei jetzt tagsüber nicht mehr so lange helle, schmunzelte Mockrigde. Mit der Haltung eines alten Mannes erzählte er von seiner Frau, die ihm gesagt habe, dass er seine Ansprüche runter schrauben müsse. Denn ein Schiff, das sich nicht mehr auf hoher See halten könne, könne immer noch an der Küste entlang dümpeln. Mockridge: »Gut, dann dümpel ich jetzt«. Gekonnt schlüpfte er zudem in die verschiedenen Rollen einer Herren-Boule-Gruppe, die sich über ihre Wehwehchen austauscht und gegenseitig zu überbieten versucht. Thematisiert wurde aber auch die Vergesslichkeit: »Der Pastor hat mir gesagt, ich solle mir die Sinnfrage stellen. Das mache ich häufiger: Woher komme ich? Was mache ich in der Waschküche mit der Luftpumpe in der Hand?«
Jede Menge Erheiterndes hatte der Schauspieler aber auch über einige Fans der »Lindenstraße« zu erzählen. So präsentierte er unter anderem einen Brief des »Rettet die Beimer e. V.«, der ihm vorhielt, Mutter Beimer zu Ostern beim Eiersuchen empfindlich nahe gekommen zu sein, weshalb er aus der »Lindenstraße« ausziehen solle...
Dass Bill Mockridge durch und durch Profi ist, bewies er bei zwei kleineren Pannen. So konterte er sehr zur Freude der Zuschauer, als während seines Vortrages plötzlich Pausenmusik ertönte: »Höre nur ich das oder Sie auch?«.
Karen Hillman

Artikel vom 17.12.2005