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Halle am Schulzentrum
Nord wird nicht gebaut

Nur SPD und Bürgermeisterin halten an Planung fest

Bünde (grot). Die drei Schulen an der Ringstraße in Ennigloh sind alles andere als begeistert: Am Dienstagabend hat der Haupt- und Finanzausschuss den geplanten Neubau der Sporthalle am Schulzentrum Nord gekippt beziehungsweise auf unbestimmte Zeit auf Eis gelegt. Lediglich die fünf Mitglieder der SPD-Fraktion und die (CDU-)Bürgermeisterin votierten für den Neubau und hielten damit am Vorschlag der Verwaltung fest.

Den Sinneswandel der Christdemokraten begründeten Friedel-Heinz Uhlich und Friedel Heitkamp. Die hohen Betriebskosten (rund 200 000 Euro pro Jahr) für einen Neubau seien angesichts der (aller Voraussicht nach) in wenigen Jahren stark sinkenden Schülerzahlen kaum vertretbar. Im Schulbereich müssten Prioritäten gesetzt werden, indem in die Sanierung und den Bestandserhalt der Realschul-Halle und der Halle am Dustholz und in die Ausstattung der städtischen Schulen (Stichwort: Ganztagesbetrieb und naturwissenschaftliche Trakte) investiert werde. Hier kämen mittelfristig Ausgaben in Millionenhöhe auf die Stadt als Träger zu. Bei der Bewältigung der unbestrittenen Engpässe im Sporthallenbereich sei »organisatorische Phantasie« gefordert, sagte Heitkamp. Stärkere Auslastung in den Nachmittagsstunden oder die von der Gemeinde Kirchlengern angebotene Mitnutzung derer Hallen müssten auf ihre Machbarkeit hin überprüft werden. Nicht alles Wünschenswerte sei auch machbar.
Auch FDP-Sprecher Hans-Jürgen Gronemeier sah die Stadt durch Neubau und Betriebskosten überfordert: »Wer soll das noch schultern?!« Sport könnten Schüler, insbesondere die der Oberstufen, auch in den 47 Vereinen der Stadt betreiben.
Elmar Holstiege (Grüne) nahm »schweren Herzens Abstand vom Neubau«, für den unbestritten Bedarf bestehe. Dass die Prioritäten etwa für die naturwissenschaftliche Ausstattung gesetzt würden, bereite ihm »Bauchschmerzen«.
Heinz Möntmann (SPD) erklärte für seine Fraktion, der Bau einer neuen Halle sei unumgänglich. Daran ändere auch die Tatsache nichts, dass langfristig weniger Schüler zu unterrichten sein. Probleme bereite schon die vom Land verfügte Ausweitung des Sportunterrichts von zwei auf drei Wochenstunden. Die Realschulhalle sei marode, der Zustand der Dustholzhalle sei nicht viel besser. Müsste eine der beiden Sportstätten aus Sicherheitsgründen geschlossen werden, bekomme die Stadt als Schulträger große Probleme. Das gelte auch für die Sportvereine.
Beigeordneter Heinz Brockmeier wollte nicht stehen lassen, dass die alte Realschulhalle einsturzgefährdet sei. Deren statische Sicherheit könne er jedoch auf längere Zeiträume auch nicht garantieren. Beim Bau in den 70er Jahren seien vermutlich Fehler bei der Gründung gemacht worden. »Der Baukörper bewegt sich, es gibt Risse«, räumte Brockmeier ein. Hier seien Sanierungsmaßnahmen in größerem Umfang notwendig.
Bürgermeisterin Anett Kleine-Döpke-Güse musste konstatieren, dass es für den Vorschlag der von ihr geführten Verwaltung »offensichtlich keine Mehrheit gibt«. Sie ließ ins Protokoll aufnehmen, dass die Entwicklung der Schülerzahlen kontinuierlich beobachtet werde, um notfalls - insbesondere beim »Ausfall« einer anderen Halle - doch noch einen Neubau zu realisieren. Das bereits für das Bauvorhaben gekaufte Grundstück soll auf keinen Fall veräußert werden.

Artikel vom 15.12.2005