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Heute schlägt
das Gestern

Kulturausschuss für Kammerspiele

Von Manfred Schraven
Paderborn (WV). »Sein oder Nichtsein«, das war hier die Frage. Allerdings dachten die Mitglieder im Kulturausschuss der Stadt Paderborn gestern Abend nicht an Hamlet, sondern eher an die alte Mauer der Domimmunität, die beim Neubau des Hauptgebäudes der Volksbank und der Kammerspiele auf dem Gelände Kötterhagen fallen soll. Sie entschieden sich für Gegenwart auf Kosten der Geschichte.

Der Kulturausschuss der Stadt als Untere Denkmalbehörde war gestern Abend gefordert - vielleicht auch überfordert - zwischen den privaten Investitionsinteressen der Volksbank Paderborn-Höxter, den öffentlichen Belangen des Denkmalschutzes und denen der kulturellen Nutzung der Kammerspiele abzuwägen. Eindeutige Plädoyers der Denkmalschützer für die Erhaltung der Bodendenkmäler, heißt gegen den geplanten Neubau, insbesondere gegen die Tiefgaragenzufahrt, machten die Entscheidung nicht gerade leicht. Nach dem Planungsvorschlag des Architekten- und Ingenieurbüros König und Vedder sollen insgesamt fünf Untergeschosse im Rahmen des Gesamtbauvorhabens realisiert werden, davon drei als Tiefgarage. Die »Unterkellerung« wird 16 Meter tief.
Der kulturpolitische Sprecher der CDU, Joseph Vögele, wies auf die besondere Verantwortung gegenüber der Geschichte hin, aber auch auf die Verantwortung gegenüber der Kultur von heute. Nach wie vor sei der Kötterhagen der richtige Standort für die Kammerspiele, deshalb trage die CDU den Beschlussvorschlag der Verwaltung. Mit den Christdemokraten taten das auch alle anderen Mitglieder des Kulturausschusses, außer dem Bündnisgrünen Norbert Kortlüke. Der gestand zwar zu, dass eine neue Standortdiskussion wenig Sinn mache, stimmte aber mit Nein. Die Fundamentalgegner der Kammerspiele am Kötterhagen von der FBI haben im Kulturausschuss mangels Mitgliedsstärke im Rat kein Stimmrecht.
Sollte jetzt die Obere Denkmalbehörde gegen das Bauvorhaben Einwände haben, wird schließlich der zuständige Minister in Düsseldorf als Oberste Denkmalbehörde entscheiden müssen. Minister Oliver Wittke wird übrigens am 20. Dezember in Paderborn erwartet.
Vor der denkmalpflegerischen Diskussion gab Bürgermeister Heinz Paus noch einen kurzen Bericht über den jüngsten Stand der Neubauplanung. In einem Gespräch am Vortag habe die Volksbank noch einmal klipp und klar erklärt, dass für sie der Vorvertrag weiter in Kraft ist. Sie wolle an den Kammerspielen festhalten. Es werde aber auch über Details einer alternativen Planung diskutiert, die im Ergebnis Brüssel vorgelegt werden. Bei Ablehnung ist an ein Hotel als Alternative gedacht.

Artikel vom 15.12.2005