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Geheimnis der Burg auf der Spur

Heimat- und Kulturverein erforscht das Gelände am Schloss Vörden

Von Ingo Schmitz
Vörden (WB). Der Heimat- und Kulturverein (HKV) Marienmünster ist der Geschichte der Stadt Vörden auf der Spur. Weitere Aufschlüsse über die Vergangenheit soll eine Untersuchung des Grabens unterhalb des ehemaligen Burggeländes bringen. Mit Hilfe von Sonden will man zudem die Geheimnisse des Burggeländes (Hasengarten) selbst lüften.

Den Stein für das Projekt hat Professor Wilhelm Hagemann zusammen mit den Mitgliedern des Arbeitskreises für Geschichte und Brauchtum im HKV ins Rollen gebracht. Der gebürtige Vördener und inzwischen emeritierte Professor für Erziehungswissenschaft an der Uni Paderborn plant ein Buch über Vörden, in dem die Historie des Ortes von den Ursprüngen an dargestellt werden soll. Es ist für die Stadt ein bislang einmaliges Projekt.
In unterschiedlichen Archiven wurden bereits zahlreiche bisher unbekannte Details der Ortsgeschichte aufgedeckt. Weitere Erkenntnisse erhoffen sich Heinrich Fiene (Vorsitzender des HKV), Gisbert Lücke, Hildegard Hecker, Ursula Simon, Willi Rhode und Walter Lücke als Mitglieder des Arbeitskreises vor allem durch Bodenfunde. Die könnten möglicherweise im Schatten des heutigen Schlosses von Elmar Freiherr von Haxthausen - begraben unter dichtem Pflanzenbewuchs und Erde - schlummern. »Es ist unklar, aus welcher Zeit der Graben stammt. Mit Funden, zum Beispiel von Metallteilen oder Scherben, ließe sich das Alter bestimmen. Dadurch wären Rückschlüsse auf die frühere Besiedlung möglich«, erklärt Hagemann.
Oberhalb des Grabens, auch »Fauler Teich« genannt, hat die ehemalige Burg gestanden, von der heute aber nichts mehr zu sehen ist. Das Burggelände, bekannt unter dem Begriff »Hasengarten«, liegt hinter dem vorhandenen Gebäude des früheren Pferdestalles. Die erste Burg wurde hier im Zuge des Stadtausbaus zwischen 1319 und 1324 errichtet. Sie bestand wohl aus einem massiven Unterbau und Obergeschossen in Fachwerk. »Nur so ist es zu erklären, dass sie einem der verheerenden Stadtbrände zum Opfer fiel«, berichtet Heinrich Fiene. Aus einem Gemälde von 1665 ist die Nachfolgeburg bekannt. Sie stand bis 1730, als das jetzige Schloss weiter südlich errichtet wurde, vermutlich laut Hagemann unter anderem aus dem Steinmaterial der Burg.
Von Hand soll das ursprüngliche Grabenprofil des »Faulen Teiches« erkundet werden. Angeblich sollen hier zum Ende des Zweiten Weltkrieges auch Waffen und Munition eingeworfen worden sein. Sollte der HKV also auf entsprechende Funde stoßen, müsste der Kampfmittelräumdienst anrücken. Doch laut Hagemann handelt es sich nach den vorliegenden Informationen bei der Munition nur um wenige Stücke unscharfer Panzerfäuste. Er hält es deshalb für unwahrscheinlich, dass bei den Untersuchungen Waffen entdeckt werden. Vielmehr hofft er auf Scherben und andere Reste aus grauer Vorzeit. Man darf also gespannt sein, auf was die Sondengänger, die eine Konzession des Amtes für Bodendenkmalpflege haben, bei ihren Untersuchungen stoßen werden.

Artikel vom 14.12.2005