14.12.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Luftdruck hilft beim Putz im Rohrnetz

Pilot-Projekt im Kreis Herford: 1,8 Kilometer Gussleitungen in Löhne gesäubert

Von Reinhard Kehmeier
(Text und Foto)
Löhne-Obernbeck (LZ). Dunkelbraun sind die eisenhaltigen Partikel, die Christian Windmann aus dem Ablauf gefiltert hat. Dort, wo die Schlauchleitung das Trinkwasser in den Gully leitet. In Obernbeck setzen die Wirtschaftsbetriebe der Stadt erstmals im Kreis Herford ein neues Spülverfahren ein.

Für zwei Tage hat ein zweiköpfiges Team einer Fachfirma aus der Rheinpfalz, aus Annweiler am Trifels, sein Quartier in der Eisenbahnerstadt aufgeschlagen. Die Pfälzer haben sich ein Spülverfahren patentieren lassen, das neben herkömmlichem Wasserdruck auch Luftdruck-Impulse beim Hausputz im Rohrnetz einsetzt und damit effektiver arbeiten soll.
Inzwischen hat das Unternehmen aus Rheinland-Pfalz auch im benachbarten Kreis Minden-Lübbecke seine Visitenkarte abgegeben, wo unter anderem in Espelkamp ältere Rohre freigespült wurden, wie Wolfgang Weiß und Christian Meineke berichten. Sie weisen auf Einsätze ihrer Firma in etlichen Nachbarländern hin bis hinauf nach Norwegen.
Die unerwünschte Korrosion gibt es überall. Vor allem in den Guss-Leitungen, die vor mehr als 50 Jahren auch in Löhne Standard waren und mit der Zeit ihre »Arterienverkalkung« bekommen. Rohre in einer Obernbecker Siedlung nördlich der Bahnhofstraße gehören noch zum Bestand der fünfziger Jahre. Dieser Abschnitt im Leitungsnetz mit einem Querschnitt von 80 Millimetern und eine Länge von 1,8 Kilometern wurde für das Löhner Pilot-Projekt ausgesucht. Für den zweitägigen Einsatz investierten die Wirtschaftsbetriebe (WBL) jetzt 3600 Euro, um künftigen Problemen aus dem Weg zu gehen.
Insgesamt betreuen die WBL eine Leitungslänge von 265 Kilometern in Löhne, erläutert Rohrnetzmeister Stefan Goldammer. 45 Kilometer, das sind etwa 17 Prozent, gehören noch zu dem alten Eisenguss-Verbund. Dieses Metall wurde jedoch seit den sechziger Jahren nicht mehr bei Neuverlegungen verwandt. Allerdings bleiben, je nach Wasserbeschaffenheit, auch Kunststoffleitungen nicht frei vom Korrosionsfilm. Sie werden deshalb ebenfalls gespült.
Eine größere Aktion dieser Art steht wieder im April kommenden Jahres an, wenn nachts an mehreren hundert Stellen nacheinander das Netz geöffnet wird, um Rohre freizuspülen.
An einem Schauglas in der Andersenstraße ließ sich gestern ablesen, dass der am anderen Ende der Straße durch einen Kompressor erzeugte Luftdruck mit seinen Stoßwellen eine Menge des braunen Schlamms von den Wänden löste. Die Schlauchleitung entließ das braune Wasser in den Abfluss-Kanal. Die Anwohner des »Spülgebietes« wurden zuvor durch die Wirtschaftsbetriebe darüber verständigt, wie sie sich während des Einsatzes zu verhalten hatten, damit es nicht zu Problemen kam.

Artikel vom 14.12.2005