15.12.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Schulmeister waren früher sehr arm

Dr. Heiner Koop schrieb Buch: »Das Stillsitzen in der Schule war mir immer eine Qual!«

Stemwede (WB/weh). »Das Stillsitzen in der Schule war mir immer eine Qual!« - so lautet der Titel eines vielbeachteten Buches, das der gebürtige Drohner Dr. Heiner Koop aus Rietberg verfasst hat.

Das Buch ist aus Auszügen zur Leverner und Dielinger Schulgeschichte hervorgegangen. Die schulische Vergangenheit seiner Heimatregion Stemwede hat der Autor in einem zeitlichen Rahmen von 1650, der Zeit der Schulgründungen auf dem Lande, bis zum Ende des 20. Jahrhunderts untersucht. Das 208 Seiten umfassende Buch mit über 80 Fotos und Abbildungen soll als Stück der »guten alten Zeit« in der Gemeinde Aufschluss über den schulischen Alltag unserer Vorfahren geben und gelegentlich auch zur Erheiterung des Lesers beitragen.
In einer Serie veröffentlicht die STEMWEDER ZEITUNG einen Vortrag über das Buch, den Dr. Koop vor interessierten Bürgern im Heimathaus Wehdem hielt.
Der Gütersloher schreibt: »Ich möchte mit einer Karikatur (siehe unten) beginnen, die das Einleitungstitelblatt zum Aufsatz über die Schulgeschichte des Kirchspiels Levern bildet: ÝDie Schule in SparhausenÜ. Hier sind die drei Faktoren, die die Geschichte des Landschulwesens beschreiben, deutlich erkennbar. Das Fundament für den Ort des Unterrichtsgeschehens bildet das Schulzimmer beziehungsweise im weiteren Sinne das Schulgebäude mit seiner Anlage und der Einrichtung des Klassenzimmers.
Der zweite Faktor, von dem das Schulleben abhing, war natürlich der Lehrer. In dieser Karikatur wird deutlich, mit welchen Problemen und Kuriositäten man oftmals im schulischen Alltag leben musste. Der Lehrer ist sozusagen Medium oder Mittler von Erziehung und Unterricht.
Der dritte Faktor - das Zentrum von Schule - sind die Schüler. Wie hier in der Zeichnung deutlich wird, liegen Wunsch und Wirklichkeit der Erziehung nicht weit auseinander: nur eine Etage! Es hat sich bewährt, die schulische Wirklichkeit vergangener Zeiten an einer überschaubaren Region zu untersuchen, weil nur so alle Details zu Tage gefördert werden können, die den damaligen Alltag beschreiben.
Was liegt nun näher, als seine Heimatregion für dieses Projekt auszuwählen? Der persönliche Bezug und die Verbundenheit sind als Basis vorhanden, der Unterstützung durch die zahlreichen interessierten Heimathistoriker kann man sicher sein. Ich wollte nicht für das Bücherregal einer Universitätsbibliothek schreiben, sondern für die Öffentlichkeit. So ist das Buch auch abgefasst: nicht wissenschaftlich hochgestochen; es ist für jeden lesbar, aber doch wissenschaftlich fundiert.
Ich möchte Ihnen einen Einblick in meine Untersuchungen geben und Teile meines Buches vorstellen. Das Fundament des ÝUnterrichtabhaltensÜ ist das Schulhaus. Hier gibt es in Stemwede in der Anfangsphase der Schulgründungen auf dem Lande - und das ist das 17. und 18. Jahrhundert, also die Zeit nach dem 30-jährigen Krieg - alle in der Literatur beschriebenen Typen von sogenannten Schullokalen.
In Sundern fand man die sogenannte Reiheschule, in der der Lehrer von Haus zu Haus ging und dort für wenige Kinder Schule hielt. Die Unterrichtsinhalte beschränkten sich weitgehend auf biblische Geschichten; Schreiben und Rechnen spielte in den Bauerschaften noch keine Rolle.
Der verbreitetste Schulhaustyp war in der Anfangsphase die Schule im Hause des Schulmeisters. Ein Raum wurde notdürftig als Klassenzimmer eingerichtet und konnte abends und sonntags von der Lehrerfamilie als Wohnstube genutzt werden. Der Vorteil für die Kirchengemeinde lag auf der Hand: Es entstanden keine Kosten für den Schulneubau.
Sieht man sich alte Grundrisszeichnungen von Schulhäusern an, so erfährt man Details über das Lehrerleben auf dem Lande: Der Lebensunterhalt der Schulmeister der Dorfnebenschulen musste hauptsächlich aus der Landwirtschaft bestritten werden.
Das oft unregelmäßig gezahlte Schulgeld reichte auch in der Höhe kaum zur Ernährung der Familie.
Über diesen Schulhausbau in Mehnen sind uns eigentümliche Details überliefert worden! In der Schulchronik von Niedermehnen wird Folgendes berichtet: ÝDie Bauerschaft Mehnen hat, nach dem Jahre 1815 freywillig eine neue sehr gute Schule erbaut, zum Bau derselben hat ihr Seine Majestät 100 Thaler geschenkt, wodurch Seine Majestät, unser König Friedrich Wilhelm der III te, zu dergleichen wohlthätigen und heilsamen Unternehmungen ermuntern wollteÜ (Schulchronik Niedermehnen Seite 9).
Diese Darstellung entsprach jedoch in keiner Weise der Realität, denn die Gemeinde hatte die Errichtung einer Schule initiiert und konnte die laufenden Kosten nicht mehr aufbringen. Zur Vollendung der Arbeiten wurden aber gerade diese 100 Taler benötigt.«

Artikel vom 15.12.2005