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Freudentaumel nach
Wut und Tränen

Ev. Krankenhaus durch Fusion vorerst gerettet

Rheda-Wiedenbrück (dibo). Tränen, Fassungslosigkeit, Wut, Protest: Als die Ev. Stiftung und die Geschäftsleitung des Städtischen Klinikums Gütersloh am 30. Juni das Evangelische Krankenhaus Rheda schließen und 50 Patienten evakuieren lassen, bricht eine Lawine los.

Die Schuldigen sind schnell ausgemacht: Die Krankenkassen, vor allem die AOK. Sie hatte versucht, die Schließung bereits zum 31. Dezember 2004 gerichtlich durchzusetzen. Der ausgehandelte Vergleich endet an jenem 30. Juni. Dann drehen die Kassen den Geldhahn zu. Wären Patienten unversorgt sich selbst überlassen worden? Wohl kaum, denn klar ist, dass die Krankenkassen für jeden bis zum 30. Juni eingelieferten Patienten bis zu dessen Entlassung weitergezahlt hätten. Für diesen »unverständlichen Aktionismus« (AOK-Pressesprecher Karl-Josef Steden) handelt sich die Evangelische Stiftung vom Landes-Gesundheitsministerium eine dicke Rüge ein.
Aber es geht noch um mehr: Zum Beispiel um einen Feststellungsbescheid der Bezirksregierung zur geplanten Fusion mit dem Städtischen Klinikum Gütersloh, der erst zwei Tage vor dem Fristende ankommt und keine Angaben darüber enthält, wie viele Betten nach dem Zusammenschluss in Rheda erhalten bleiben sollen. Mit seiner Unterschrift, so glaubt Verwaltungsleiter Harald Geier, hätte er seinen neuen Dienstherrn freie Hand gegeben, den Standort Rheda bei erwiesener Unwirtschaftlichkeit dicht zu machen. Geier unterschreibt nicht...
Drei Wochen später die Wende: Der Feststellungsbeschluss wird geändert, als Außenstelle des Städtischen Klinikums Gütersloh werden die Türen in Rheda wieder geöffnet. Ziel ist es, neben den 40 Chirurgie-Betten ab 1. Januar 2006 auch 30 Plastische Chirurgie- und zehn HNO-Betten vorzuhalten.
Also alles gut? Es gärt unter der Oberfläche: Noch hat das Verwaltungsgericht Minden nicht über die Einsprüche des St. Vinzenz- und des St. Elisabeth-Hospitales gegen den Feststellungsbescheid zur neuen Krankenhausstruktur befunden.

Artikel vom 31.12.2005