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Zeitung kommt
seit 25 Jahren pünktlich

Angelika Möller und Ursula Wenzel

Von Silvia Scheideler
Anreppen/Westenholz (WV). Was andere Leute vielleicht von dem Beruf abschreckt, ist für Ursula Henzel ein Grund, warum sie schon seit 25 Jahren Zeitungsbotin ist: das frühe Aufstehen. Um 3.30 Uhr klingelt bei der Anreppenerin Ursula Henzel der Wecker, um vier Uhr geht's los. Ähnlich sieht der Morgen bei der Zustellerin Angelika Möller aus Hagen aus. Vor wenigen Tagen wurden die beiden Frauen vom WESTFÄLISCHEN VOLKSBLATT für ihre 25-jährige Betriebszugehörigkeit ausgezeichnet.

Angelika Möller (58) verteilt täglich etwa 150 Exemplare des WESTFÄLISCHEN VOLKSBLATTes in Westenholz im Wohngebiet am Obernheideweg. »Da muss man sich schon einiges merken, zum Beispiel wer wann was geliefert bekommt. Meine Kunden habe ich alle im Kopf, da brauche ich keine Liste für«, erzählt die Hagenerin. Vor 25 Jahren, als sie noch selbst in ihrem Heimatdorf Westenholz wohnte, stellte sie sogar in drei Bezirken die Zeitungen zu. Ein paar Jahre möchte sie noch als Botin arbeiten, »solange die Gesundheit mitspielt.« In den 25 Jahren hat Angelika Möller einiges erlebt: junge Leute vorm Haus getroffen, die vom Feiern kamen, als sie arbeitete, Leute, die zu Weihnachten nachts aufstehen, um ihr persönlich ein Geschenk zu übergeben oder Menschen, die extra für sie auf den Treppenstufen vorm Haus Gummimatten hinlegen, damit sie im Winter nicht ausrutscht.
Ursula Henzel (65) trug anfangs in ganz Anreppen die Tageszeitung aus, jetzt ist sie mit 160 Exemplaren für ihr eigenes Wohngebiet »Lesterberg« zuständig. »Bis 5 Uhr haben alle ihre Zeitung im Briefkasten«, sagt die Anreppenerin Ursula Henzel, die tatkräftig von ihrem Ehemann Dieter unterstützt wird. Jedes Mal, wenn sie in den 25 Jahren krank war, hat er die Zeitung ausgeteilt. Eine Krankheitsvertretung habe man nie gebraucht. Wohl auch, weil »die Leute sagen, dass sie solche Zeitungsboten nie wieder bekommen«, möchte Ursula Henzel bis es nicht mehr geht weiter Zeitungen verteilen. Die 65-Jährige kann sich noch gut an die Anfangszeit erinnern: »Bestimmt fünf Jahre bin ich mit dem Moped losgefahren. Ich habe nämlich erst mit 48 Jahren den Autoführerschein gemacht.« Ist ihr Mann morgens an der Reihe, fährt er, außer natürlich im Winter, mit dem Roller. Ursula Henzel benutzt immer das Auto.
Die Zustellerin sieht das frühe Aufstehen als Vorteil, »dann hat man den ganzen restlichen Tag für sich Zeit.« Und: »Wir können eh' nicht so lange schlafen, wir sind halt Frühaufsteher«, sagen Dieter und Ursula Henzel. Dass sie gerade in ihrem Heimatdorf Zeitungen austragen kann, sieht Urusla Henzel als Vorteil: »Hier passiert nichts, in der Stadt hätte ich alleine im Dunkeln Angst.« Ein anderer Pluspunkt ist, dass die Leser ihre Zeitungsboten genau kennen. Besonders freut sich das Ehepaar über die Dankeschön-Geschenke wie Kaffee zum Weihnachtsfest: »In diesem Jahr konnten wir sogar bis August Kaffee kochen.«

Artikel vom 19.12.2005