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Der Puppenwagen

Eine Geschichte von Linda Hillebrand, Gehrden

Linda Hillebrand (12), Gehrden
Stella ist vier Jahre alt, blond, nett und - Einzelkind. Sie hat zwar viele Freunde, aber sie möchte ein Geschwisterchen, egal ob Junge oder Mädchen. Sie fragt jeden Tag danach, aber sie bekommt nie eine Antwort. »Versteht mich denn keiner?«, denkt sie ärgerlich. Sie geht in ihr Zimmer und spielt mit ihrer Puppe Lara. »Ich brauche unbedingt einen Puppenwagen für Lara«, nuschelt sie vor sich hin. Da kommt ihre Mutter in das Zimmer und fragt: »Stella, es ist bald Weihnachten, sollen wir einen Wunschzettel schreiben?« »Und malen«, fügt Stella hinzu. Sie holt die Stifte und im Nu ist ein wünderschöner Wunschzettel aus dem vorher weißen Blatt Papier geworden.
Zwölf Tage später ist Weihnachten. Seit einer Woche schon ist Stellas Mutter weg. Keiner sagt ihr etwas und Stella kann es sich nicht erklären. Am Heiligabend ist sie so aufgeregt, dass sie es kaum erwarten kann bis das Glöckchen klingelt. Ihre Mutter ist immer noch nicht wieder da. Es schellt, aber Stella darf nicht aus ihrem Zimmer, weil es Unglück bringt, wenn Kinder den Weihnachtsmann sehen. Ihr Vater aber ruft: »Es ist der Weihnachtsmann!« »Ho, ho, ho«, hört sie eine Stimme aus dem Flur. Die ganze Zeit hört Stella Stimmen. Sie denkt: »Das sind bestimmt Engelein, die den Weihnachtsbaum schmücken.« Sie ist so neugierig, dass sie durch das Schlüsselloch zum Wohnzimmer guckt. Und was sieht sie da? Einen Puppenwagen! Sie freut sich riesig.
Als das Glöckchen endlich klingelt, geht sie in das Wohnzimmer. Und da steht ihre Mutter mit einem Baby auf dem Arm. Und der Puppenwagen ist nicht für sie, sondern für ihr Geschwisterchen. Jetzt hat sie endlich eine Schwester.
Die Serie »Adventsgeschichten« ist eine Gemeinschaftsaktion von WESTFALEN-BLATT, Sparkasse Höxter und Sparkassenstiftung. Die schönsten Beiträge erscheinen zum 4. Advent als Buch.

Artikel vom 14.12.2005