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»Atmosphäre des Hauses ist vorzüglich«

Mitglieder der Warburger Frauen-Union (FU) zu Besuch in der Scherfeder »Kindervilla«

Scherfede/Warburg (WB). Die Vorständlerinnen der Warburger Frauen-Union (FU) haben jetzt der »Kindervilla« Scherfede einen Besuch abgestattet. Vor Ort informierten sie sich persönlich über die soziale Arbeit in der stationären Einrichtung der evangelischen Kinder- und Jugendhilfe.

Angeregt wurde das Treffen von Bürgermeister Michael Stickeln, der sich im Frühjahr selbst einen Eindruck über die Arbeit ge-macht hatte. Ein »nachbarschaftlicher« Treff zwischen Matthias Kochs, dem Gesamtleiter der ev. Kinder- und Jugendhilfe beim Paderborner St. Johannisstift, und Elisabeth Müntefering als Vorsitzende der FU im Gewerbezelt während der Oktoberwoche führte dann zur konkreten Umsetzung. Das war nicht weiter schwer, denn beide präsentierten ihre Arbeit der Warburger Öffentlichkeit direkt nebeneinander.
Empfangen wurden die Gäste von Matthias Kochs, dem pädagogischen Einrichtungsleiter Rudolf Becker und seinem Stellvertreter und Gruppenleiter Martin Ladage.
Nach einer ausführlichen Führung durch die Räumlichkeiten der drei Gruppen, in denen zusammen 24 Jungen und Mädchen wohnen, traf man sich zu einem adventlich geschmückten Frühstück, um lebhaft, aber ohne Zeitdruck, miteinander die gewonnenen Eindrücke der Besichtigung zu vertiefen und zahllose Fragen zu erörtern.
Das vorrangige Interesse galt natürlich den Problemlagen und Hintergründen, die dazu führen, dass Kinder zeitweilig getrennt von ihren Eltern in stationärer Jugendhilfe untergebracht werden müssen. Dafür wurden zahlreiche Beispiele aus der Praxis genannt. Zu dem Hilfsangebot gehört wesentlich die Einbeziehung der Eltern in den Hilfeplanprozess und darüber hinaus. Betont wurde von den Pädagogen der Einstellungswechsel zum akzeptierten Umgang mit der Herkunftsfamilie, der sich im letzten Jahrzehnt deutlich verändert vollzogen hat.
Die in vielen Fällen notwendige und besonders intensive Zusammenarbeit mit den verschiedenen Schultypen wurde geschildert und diskutiert. Auch ging es um die Inhalte der Arbeit im Mitarbeiter-Team und den Umgang mit beruflichen Belastungssituationen intern und durch Hilfe von außen. »Psychiatrische Beratung, Supervision und themenspezifische Fort- und Ausbildungen sind gängiger Standard in der gesamten Kinder- und Jugendhilfe des St. Johannisstift«, so Kochs.
Der gesetzliche Anspruch der Betroffenen auf Hilfe, die örtliche Sozialpolitik, die Unterbringungspraxis der Jugendämter samt ihrem Dilemma zwischen Hilfestellung und Sparzwang und die Sparpolitik der Kommunen waren genauso Gesprächsgegenstand wie mangelnde Prävention besonders im Kindergartenbereich. Aber auch die gesellschaftliche Entwicklung und insbesondere der zunehmende Verfall der Werte wurden mit Sorge gesehen und beurteilt.
Fazit der FU nach der lebendigen und ausführlichen Diskussion in Scherfede war: »Die Atmosphäre des Hauses, Qualität der Arbeit und Engagement der Mitarbeiter sind vorzüglich und ein wichtiger Bestandteil der sozialen Hilfe in der Region.«

Artikel vom 14.12.2005