17.12.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Befreiung aus der Einsamkeit

Schauspiel »Johnny Belinda« begeisterte Publikum in Beverungen

Beverungen (WB). Das niederländische Wort »doof« bedeutet »taub«. Im Schauspiel »Johnny Belinda« hält der zuweilen bösartige und bärbeißige Bauer Black McDonald (Wolfgang Scheiner) seine Tochter Belinda (Susanna Wellenbrink) für absolut »unterbelichtet«.
Also nutzt er seine taubstumme Tochter als billige Arbeitskraft hemmungslos aus und behandelt sie zudem wie ein Tier. Er billigt ihr nicht einmal ihren Namen zu und nennt sie einfach »die Stumme«.
Diese Meinung herrscht im gesamten kleinen Dorf vor, das einfach und klar strukturiert ist und zumeist durch Geschwätz und Intrigen bestimmt wird.
Der weitere Handlungsverlauf in diesem interessanten Theaterstück, das jetzt im Abonnement-Programm der Kulturgemeinschaft Beverungen und ómgebung präsentiert wurde, ist von zahlreichen Höhen und Tiefen für Belinda bestimmt.
Mit Hilfe des Arztes Dr. Jack Roberts (dargestellt vom Schauspieler Markus Bader) erlernt die taubstumme Tochter die Zeichensprache, so dass sich die Welt für sie öffnet. Sie erlangt die Zuneigung ihrer engsten Umgebung, verunsichert aber auch die Dorfbevölkerung durch ihre Wandlung.
Position beziehen muss das Dorf schließlich, als Belinda angeklagt ist, ihren Vergewaltiger umgebracht zu haben. Dabei zeigt sich schließlich, dass sie sich doch auf ihre neuen Vertrauten verlassen kann, wodurch ihr Kampf um Anerkennung und Freiheit ein gutes Ende nimmt: sie wird schließlich von ihrebn Richtern freigesprochen.
Ein Stück wie Johnny Belinda mit einer taubstummen Hauptrolle lebt umso mehr von der Darstellungskraft der Schauspielerin. Susanna Wellenbrink erfüllte diese große Aufgabe mit Bravour, wobei sie hervorragend unterstützt wurde von allen weiteren Akteuren, die ein stimmungsvolles Drama mit Happy end auf der Bühne lebendig werden ließen und mit kräftigem Applaus belohnt wurden.
Die Schauspieler auf der Bühne verabschiedeten sich passend zum Stück von ihrem begeisterten Publikum in der Stadthalle - mit einem Gute-Nacht-Gruß in ZeichenspracheÉ Dr. Andreas Knoblauch-Flach

Artikel vom 17.12.2005