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Wegweisend oder überladen? Der Entwurf des Büros Dreiseitl (hier das Spielschiff) ist umstritten.

Ein »Ja« trotz
vieler Einwände

Beirat zum Entwurf Linnenbauerplatz

Herford (bex). Der Beirat für Stadtbildpflege hat dem Entwurf des Büros Dreiseitl als Grundlage für die Gestaltung des Linnenbauerplatzes zugestimmt. In einer gemeinsamen Stellungnahme sparen die Mitglieder aber nicht mit Kritik.

Bei der Abstimmung über den Entwurf im Anschluss an die Vorstellung in der FGH-Aula (siehe Donnerstagsausgabe) gab es fünf Ja-Stimmen. Künstler Bruno Krenz votierte als einziger mit »Nein«. »Der Vorschlag ist gesichts- und charakterlos, ohne übergreifendes Thema«, erklärte er im Gespräch mit dem KREISBLATT.
Der Beirat, der sich aus Vertretern von Architekten-, Ingenieur- und Künstlerverbänden zusammensetzt, hält den Entwurf insgesamt für »zu überladen und vielgestaltig«. Er sei mehr eine Sammlung von Einzelideen als »ein stadtraumstärkendes, prägnantes Konzept«. Das liege auch an der Entwurfsfindung: »Die Planung ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit zwischen einem Planungsteam und einer aktiven Bürgerschaft. Sie dokumentiert gleichzeitig die Problematik des Maßes an basisdemokratischer Bürgerbeteiligung und des Zeitpunktes, wann Bürgerbeteiligung beginnen, und wann sie aufhören sollte. Beide Zeitpunkte waren zu spät angesetzt«, heißt es in der Stellungnahme. Hätte man die Bürger bereits vor dem ersten Entwurf beteiligt, wären die Anregungen direkt in die Gestaltung eingeflossen. Dadurch hätte eine klarere Linie erzielt werden können, meinen die Beiratsmitglieder.
Die Plätze der Innenstadt seien weitgehend ruhig und zurückhaltend gestaltete gepflasterte Universalflächen und hätten so auch ihre Berechtigung.
»Da der Linnenbauerplatz traditionell kein klassischer Stadtplatz ist, kann dieser als Bereicherung der Innenstadt durchaus in einer Form gestaltet werden, die Menschen zu Aktivitäten anregt, beziehungsweise auf die Aktionsbedürfnisse aller Generationen gestalterisch eingeht.« Der Beirat empfiehlt jedoch, das Gesamtkonzept zu straffen; denn nicht jede gewünschte Aktivität müsse sich zwangsweise als Gestaltungsmerkmal darstellen. Der Entwurf könne durch eine Reduzierung in der Quantität der Gestaltungselemente zugunsten der Qualität beim Bau und der Materialwahl verbessert werden.
Neben den Stimmberechtigten gehören dem Beirat jeweils ein Vertreter jeder Ratsfraktion als beratendes Mitglied an. Sie werden ihren Fraktionen Bericht erstatten, bevor der Bauausschuss am kommenden Donnerstag, 15. Dezember, um 17 Uhr im technischen Rathaus über den Entwurf berät. Dann steht auch ein Antrag des »Sozialen Bündnisses Herford« auf der Tagesordnung, das einen »Stein des Anstoßes« als Diskussionsforum auf dem Linnenbauerplatz errichten möchte (diese Zeitung berichtete).

Artikel vom 13.12.2005