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Eine Legende kehrte zurück: Buddy Holly ließ es krachen

Publikum gefiel mitreißende Revue in der Stadthalle

Von Andrea Pistorius
(Text und Fotos)
Delbrück (WV). Helden sterben früh. Der US-Musiker Buddy Holly (1936-1959) ist so einer. Dass die Rock'n'Roll-Generation ihn nicht vergessen hat, das wurde Sonntagabend in der Stadthalle Delbrück deutlich, als längst ergraute Fans ihr Idol aus Teenager-Zeiten begeistert feierten.

Dass Buddy Holly nicht persönlich auf der Bühne stand, hat niemanden gestört. Denn sein Double, der deutsche Jazzsänger Clemens Tiburtius, machte seine Sache wirklich gut: schwarzer Anzug, breitrandige Brille und Pomade im Haar sorgten bereits rein äußerlich für die perfekte Illusion; Stimme und Auftreten täuschten die Erinnerung vollends, es schien wahr zu sein: Buddy Holly, die Legende, war zurückgekehrt.
Tiburtius hat die Revue selbst kreiert und mit einer Schar bester Musiker und Sänger umgesetzt. Sie schafften es schon mit den ersten Takten von »That'll be the Day« das Publikum von den Stühlen zu reißen. Bei »Peggy Sue« gab es gar kein Halten mehr, zumal Dieter aus Reihe zwölf das »oooh-a-oooh« im Refrain so smart ins Nostalgie-Mikro zu schmachten vermochte.
Glücklicherweise verzichtete Buddy II. auf ein bloßes Abspielen der Hits. Das wäre langweilig gewesen. Er zelebrierte stattdessen die Rock'n'Roll-Ära mit allem was dazu gehört und ließ Kollegen der Ikone ihre nicht weniger berühmten Rock- und Schmusesongs singen. Für Jerry Lee Lewis (Christian D. Trabert) war es natürlich keine Mühe, mit »Tutti Frutti« den Türöffner zu spielen; da hatten Eddie Cochran (Lutz Thase) mit »Summertime Blues« und Ritchie Valens (Mario Mariano) mit »La Bamba« überhaupt keine Mühe, die Stimmung am Siedepunkt zu halten.
Buddy II. stimmte gelegentlich in den Gesangsvortrag der Kollegen ein, brachte bei »Heartbeat« die Zuhörer dazu, Glühstäbchen zu schwenken, spielte ganz passabel Luftgitarre und ließ sich von drei Mädchen mit Pferdeschwanz und Petticoat becircen, die zum pulsbeschleunigenden Beat der Fünfziger Jahre über die Bühne wirbelten. Um noch einiges rasanter geriet die Vorführung eines Tanzpaares, für das Rock'n'Roll mit Überwurf überhaupt keine Schwierigkeit darzustellen schien.
Ganz gemütlich schlurfte zwischendurch eine andere Legende der Roaring Fifties ans Mikrofon: Chris Howland moderierte knapp und gut gelaunt die Show. Doch ganz ehrlich, seine Kommentare waren ziemlich überflüssig. Notwendige Hinweise auf Buddys Karriere hätten sich auch an die Projektionswand über der Band beamen lassen, auf der ohnehin schon Fotos des Revuehelden oder dessen Programmzettel zu sehen waren. Da wäre es besser gewesen, noch das eine oder andere Lied aus der Raritätenkiste zu holen.

Artikel vom 13.12.2005