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Wohin ist das Geld geflossen?

Tsunami-Themenabend bei Arte

Arte, 20.40 Uhr: Am zweiten Weihnachtstag 2004 zerstörte eine riesige Flutwelle große Teile der südostasiatischen Küsten. Mehr als 250000 Menschen kamen ums Leben. Ein Jahr nach der Tsunami-Katastrophe untersucht ein Themenabend die Situation in den betroffenen Gebieten und fragt, wo die Spenden eingesetzt wurden.

In seiner Dokumentation »Die Tsunami Generation« (20.40 Uhr) beleuchtet der schwedische Filmemacher Folke Ryden die Lage in der Region Aceh im Norden der indonesischen Insel Sumatra. Es ist eine streng muslimische, isolierte und hart umkämpfte Provinz. In dieser ölreichen Region tobt seit Jahren ein Machtkampf zwischen der indonesischen Regierung und den Rebellen der Unabhängigkeitsbewegung GAM. Nach dem Tsunami-Schock versuchten die Regierung, die GAM und religiöse Organisationen mit dem Versprechen des schnellen Wiederaufbaus politischen Nutzen aus der Katastrophe zu ziehen.
Der Film zeigt Überlebende, die in den Trümmern ihres Hauses nach verwertbaren Gegenständen suchen. Sie haben gehört, dass viel Geld ins Land gekommen ist, aber bei ihnen sind nur kleine Lebensmittelpakete und ein bisschen für den täglichen Bedarf angekommen. Die Menschen fühlen sich allein gelassen.
Die schwierigen Bedingungen, unter denen die internationalen Hilfsorganisationen die Folgen des Tsunamis auf Sri Lanka zu lindern versuchen, dokumentiert »Wettkampf der Barmherzigkeit« (21.35 Uhr) von Klaus Frings und Thomas Gill. Dort betrafen 60 Prozent der Zerstörungen den Osten der Insel, die Heimat der tamilischen Bevölkerungsminderheit. Wer hier helfen will, muss sich nicht nur mit der Regierung abstimmen, sondern auch mit den Rebellen der »Tamil Tigers«. Die gerechte Verteilung in einem durch ethnische und religiöse Konflikte gezeichneten Land ist mit dem Willen zur Barmherzigkeit nicht zu leisten.
Wie wahrscheinlich ist ein Tsunami in Europa, etwa im Mittelmeer? Dieser Frage geht die Dokumentation »Unbekannte Gefahrenzone« (22.20 Uhr) nach, in der Eckhart Querne auch fragt, wie die Menschen vor den Folgen einer solchen Katastrophe geschützt werden könnten. Allein in Italien hat der Erdbebenforscher Stefano Tinti in den vergangenen 2000 Jahren 70 Tsunami-Ereignisse ausgemacht, darunter ein Dutzend der höchsten Stufen fünf und sechs mit maximaler Zerstörungskraft. 1908 verwüstete ein Erdbeben die sizilianische Hafenstadt Messina. 80 000 Menschen kamen ums Leben. Das Beben löste einen Tsunami aus, der weitere 1000 Bewohner tötete. Gefragt wird, wie die Situation im Mittelmeerraum heute aussieht?

Artikel vom 13.12.2005