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»Paderborn bleibt ein
gefährlicher Gegner«

Interview mit KSC-Coach Edmund Becker

Paderborn (pk). Wer erinnert sich nicht an die UEFA-Cup-Triumphe des Karlsruher SC unter Trainer Winfried Schäfer in den 90er Jahren, als ein gewisser Edgar Schmidt den FC Valencia mit vier Toren aus dem Wettbewerb warf und zum »Euro-Eddi« wurde? Doch die Badener, die Stars wie Mehmet Scholl oder Oliver Kahn hervorbrachten, fielen tief, bis in die Regionalliga. Zuletzt kämpften sie um den Zweitliga-Verbleib, sind aktuell mit 27 Punkten eine der Überraschungen. Vor dem Hinrundenabschluss heute beim SC Paderborn 07 (20.15 Uhr, Löns-Stadion) sprach WV-Sportredakteur Peter Klute mit KSC-Coach Edmund Becker.

Herr Becker, Ihr Kollege Jos Luhukay hat gesagt, dass er wisse, dass Karlsruhe eine gute Mannschaft habe, aber auch der KSC wisse, dass Paderborn gut sei. Ist das so?Edmund Becker: Da kann ich ihm nur zustimmen, auch wenn ich den SC Paderborn 07 bislang nur beobachten lassen und ihn selbst lediglich im Fernsehen verfolgt habe. Dieser Aufsteiger hat in der Hinrunde fantastische Spiele abgeliefert, vor allem zu Hause herzerfrischenden Fußball gespielt, aber auch in fremden Stadien, wenn ich an die Partien bei 1860 München oder VfL Bochum denke, überzeugt. Diese Mannschaft hat fußballerisch einiges drauf.

Jetzt hat der SCP aber als einziges Team der Liga dreimal in Folge verloren. Ist das ein Vorteil für Ihre Mannschaft?Becker: Das wird man sehen. Ich lasse mich aber von den jüngsten Ergebnissen nicht blenden, Paderborn hat eine sehr gute Mannschaft und bleibt für mich ein gefährlicher Gegner. Wir werden eine Top-Leistung abrufen müssen, wenn wir da punkten wollen.

Sie haben es im Gegensatz zum SCP geschafft, nach zwei Niederlagen hintereinander die Negativserie mit einem 4:2 gegen Bochum zu stoppen. Wie groß war die Erleichterung?Becker: Es war sehr wichtig, dass wir die richtige Antwort gegeben haben. Auch bei unseren Niederlagen gegen 1860 München und Braunschweig haben wir ordentlich gespielt, nur die Ergebnisse haben nicht gestimmt. So ähnlich war es ja wohl zuletzt auch bei Paderborn. Entscheidend war, dass wir gegen Bochum unsere Chancen wieder genutzt haben, nur dann kannst du auch punkten.

Die zweite Liga ist ausgeglichen und spannend wie nie. Wie beurteilen Sie den bisherigen Saisonverlauf?Becker: Das Phänomen in dieser Saison ist, dass es noch keiner Mannschaft, auch nicht den Favoriten Freiburg, Aachen, Bochum oder 1860, gelungen ist, über Wochen konstant zu spielen und sich damit abzusetzen. Ich denke, dass sich an der momentanen Situation auch nichts Wesentliches ändern wird. Dass die Mannschaften vom Niveau eng beieinander liegen, ist in dieser Saison zwar extrem, aber nicht ganz neu. 2004 sind Bielefeld und Mainz mit 56 und 54 Punkten aufgestiegen. Ein so dominierendes Team wie Bayern München in der 1. Liga hat es in Liga zwei lange nicht mehr gegeben. Und um drinzubleiben, hast du fast immer 40 Punkte gebraucht. Auch wenn Ahlen, Saarbrücken und Dresden zurzeit etwas abgeschlagen sind, sind sie noch lange nicht abgestiegen. Saarbrücken war beim 0:0 gegen die Löwen die bessere Mannschaft und hätte den Sieg verdient gehabt. Dresden will in der Winterpause Wagefeld aus Nürnberg und Jovanovic aus Mainz zurückholen. Dazu bin ich der Meinung, dass eine Mannschaft wie Rostock, obwohl sie weit weg scheint, absolut die Qualität hat, um noch in den Aufstiegskampf einzugreifen. Ich bin sicher, dass es auch in der Rückründe noch so manche Überraschung geben wird, dazu ist die Liga einfach zu ausgeglichen.

In der Vorsaison haben Sie die Klasse erst am vorletzten Spieltag gesichert. Jetzt trennen Sie als Tabellensiebter nur drei Zähler von den Aufstiegsrängen. Wie erklären Sie sich das?Becker: In der Vorrunde der abgelaufenen Serie, als ich noch Co-Trainer war, hatten wir große Probleme. Entscheidend war, dass mit Danny Schwarz ein Leistungsträger monatelang verletzt ausgefallen war. In der Rückrunde stand er wieder zur Verfügung, dazu haben wir mit Bradley Carnell und Godfried Aduobe zwei neue Spieler dazubekommen. Da wir schon in der Rückrunde 26 Punkte geholt haben, ist das Abschneiden in der aktuellen Spielzeit für mich nur eine logische Fortsetzung, zumal der Kader durch Neuzugänge wie Giovanni Federico stabiler und qualitativ stärker geworden ist. Nach vier katastrophalen Jahren wollen wir diesmal so schnell wie möglich 40 Punkte sammeln. Sollten es im April 50 sein, können wir uns andere Ziele setzen. Im Umfeld wird natürlich jetzt schon vom Aufstieg gesprochen, aber damit befasse ich mich noch nicht.

Artikel vom 19.12.2005