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»Langweiler« Ermisch hat keinen Punkte-Plan

Ohne Bode Siegen schlagen - Das ärgert auch Schneider

Verl (mapu). »Auswärts ein Punkt, zu Hause drei«. Jede Woche sagt Mario Ermisch diesen Satz mit Blick auf die nächste Begegnung gebetsmühlenartig auf. Sein SC Verl hat in diesem Jahr nur noch zwei Heimspiele vor der Brust. Also sollte man meinen, der Trainer wolle aus derzeit stolzen 40 Punkten bis Weihnachten gigantische 46 machen. Von wegen!

Während es bequem ist, sein Team mit der kategorisch bescheidenen Forderung nach nur einem Zähler in der Ferne nicht unter Erfolgsdruck zu setzen, lässt Ermisch den weitaus ambitionierteren Umkehrschluss jetzt nicht zu. Dass sein SCV zuletzt die knallharten, weil für Oberligaverhältnisse beinahe widrigen Duelle in Schermbeck (kreisligamäßiger Waldsportplatz) und Ahlen II (Kunstrasen) auswärts erfolgreich gestaltete und jetzt an der Poststraße mit SF Siegen II und Fichte Bielefeld zwei leichtere Kaliber anreisen, interessiert ihn überhaupt nicht.
»Es gibt für die nächsten beiden Spiele keinen Sechs-Punkte-Plan. Ich weiß, ich bin diesbezüglich echt langweilig. Aber wir müssen zusehen, dass wir am Sonntag erstmal Siegen schlagen«, lenkt der Coach die Konzentration seiner Jungs voll auf den am Sonntag wohl stattfindenden ersten Spieltag der Rückrunde. Obwohl der SCV bereits zum Saisonauftakt in Siegen sehr souverän mit 2:0 gewann, scheint Ermisch nicht gerade entspannt in den Auftritt gegen den Tabellenzwölften zu gehen: »Beim 3:1 des FC Gütersloh hat man vergangenes Wochenende doch gesehen, wie schwer man sich gegen Siegens Zweite tun kann.«
Als ebenfalls schwer wiegendes Problem betrachtet Ermisch den drohenden Ausfall von Flanken-Gott Jörg Bode, der sich vor Wochenfrist in Ahlen verletzt hatte. Verkündete »Jockel« nach Abpfiff noch euphorisch, er wolle sich »zur Not auf jeden Fall fitspritzen lassen«, kehrte wenige Tage später Ernüchterung ein: Die Blessur im rechten Knie entpuppte sich als schmerzhafte Innenbanddehnung. Sein trauriger Trainer: »Jörg wird wohl ausfallen. Wir müssen ohne ihn zurecht kommen. Das haben wir in der zweiten Halbzeit in Ahlen ja auch geschafft, nachdem wir uns vor der Pause sehr schwer getan hatten.«
Die spielerischen Anlaufschwierigkeiten beim dortigen 3:1-Erfolg führt der Verler Chefcoach vor allem auf die vorherige Spielpause von drei Wochen sowie auf den ungewohnten Kunstrasenplatz zurück. Daher hoffe er vor dem Heimspiel gegen die Regionalliga-Reserve aus Siegen ganz besonders darauf, »dass uns die Gemeinde Verl den Rasen möglichst optimal herrichtet«. Ein makelloser Untergrund sei ungemein wichtig, um den drohenden Defensiv-Ring der Gäste leichter knacken zu können.
Die drei Punkte müssen jedenfalls unbedingt in Verl bleiben - allein schon, um Theo Schneider zu ärgern. Der Trainer vom SCV-Verfolger Borussia Dortmund II frohlockte kürzlich nämlich unverhohlen: »Die Verler gewinnen ihre Spiele häufig nur ganz knapp und glücklich. Deshalb kann man doch darauf hoffen, dass sie noch vor der Winterpause Federn lassen.« Der trockene Gegenkommentar von Rechtsanwalt Ermisch: »Dass wir Spitzenreiter sind, muss verdammt bitter sein für jemanden, der ungeschlagen Meister werden wollte, aber mit zwei Niederlagen nur Zweiter ist.«

Artikel vom 10.12.2005