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Stauder ist zurück:
TVE guckt nach vorn

Tennis: Nachwuchsförderung mit »Kreisauswahl«

Von Ingo Notz
Espelkamp (WB). Beim Nikolausball des TV Espelkamp packte Paul Gauselmann ein Weihnachtsgeschenk aus: »Ein Publikumsliebling, der verloren war, hat seine Zusage gegeben, zurück zu kommen!«» Die Spannung in den Gesichtern löste sich in großem Jubel auf, als Gauselmann das Rätsel auflöste: »Franz Stauder!«

Die eigentliche Sensation aber folgte auf dem Fuße. »Stauder kommt nicht nur als Spieler! Tobias Löhbrink hatte die Riesenidee, ein Leistungszentrum aufzubauen für den gesamten Mühlenkreis.« Und in dem wird Stauder eine berufliche Perspektive als Trainer geboten - und es ihm somit leicht gemacht, den im sommer eh nur beruflich begründeten Abschied vom TVE zu revidieren. Stauder kommt nun langfristig zum TVE zurück, gerade auch als Trainer.
Paul Gauselmann sah sich an ein Gespräch mit Tobias Löhbrink vor fast zehn Jahren erinnert, als Löhbrink mit einer Vision aus Herford zurück kam - der Rest ist Geschichte und spielt Zweite Bundesliga. Jetzt wiederholt sich die Geschichte in anderer Form. Erneut hatte Löhbrink um ein Gespräch mit dem Ehrenpräsidenten gebeten - und mit seinen neuen Ideen offene Ohren gefunden. »Ich will etwas ins Leben rufen, wo junge Tennistalente aus dem Kreis an die Spitze heran geführt werden«, erklärte Löhbrink die Grundidee. Der Clou: Das Ganze soll vereinsübergreifend stattfinden. »Ganz klar: Damit planen wir keine Vereinswechsel!«, will Löhbrink gleich klar machen, dass sich der TVE auf diesem Weg nicht der besten Talente anderer Vereine »bemächtigen« wolle. Vielmehr stecke ein anderer Gedanke dahinter: »Generell will ich den Jugendlichen das Handwerkszeug geben, in höheren Erwachsenenligen spielen zu können. Ohne Breite keine Spitze! Wenn ein Spieler dabei heraus kommt wie Gunnar Hildebrand oder eine Frau, die erste 200 in Deutschland spielt - dann wird sie zwangsläufig im ranghöchsten Verein spielen. Und das sind wir! Bis auf Lahde bei den Damen als Oberligist, aber die trainiere ich auch.« Was bislang auf einzelne Triningslager beschränkt war, soll nun auf viel breitere Füße gestellt und professionalisiert werden. »Viele Eltern wissen gar nicht, dass es Jugend-Westfalenranglisten gibt und Ranglistenturniere. Ich will das Metier Tennis, professionelleres Tennis, transparenter machen. Wer weiß, vielleicht haben wir Zehn- oder Zwölfjährige im Kreis, die bereit sind, Turniertennis zu spielen. Und vielleicht stehen dann ein oder zwei davon in acht oder zehn Jahren auf der Meldeliste der Bundesliga?« Neben dem Training wird auch die Planung und Betreuung auf Turnieren zum Paket gehören. Offizieller Start des Ganzen ist in der Sommersaison 2006 mit zunächst acht bis zehn Kindern, »aber wir können jederzeit problemlos auf 15 oder 25 erweitern«, macht Löhbrink allen Talenten Mut, ihr Glück zu probieren. Angesprochen sollen sich alle Talente fühlen, »die mehr erwarten als nur einmal Training und vier Spiele im Sommer und vier Spiele im Winter.« Individuelle Absprachen erfolgen bis zum 1. Mai 2006, danach geht es los. »Wir sind dafür da, diese Chance zu bieten - und wenn das keiner will, machen wir es eben nur mit unseren Spielern«, will Löhbrink dieses neue Projekt garantiert durchziehen.
Bei den Herren ist das »Dach« dabei mit der Zweiten Liga derzeit gegeben, bei den Damen plant Löhbrink erst einmal bis auf Oberliga-Niveau. »Die ursprüngliche Planung bei Gunnar Hildebrand und Jan-Henrik Langhorst war Verbandsliga - jetzt sind die in der Zweiten Liga. Ziele sind nie abzustecken, sondern immer nach oben offen. Das ist wie in Forrest Gump: Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen, man weiß nie was man bekommt. . .!«

Artikel vom 12.12.2005