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Das war's: Der TuSBO kapituliert

Andreas Rahner (hier mit dem Ex-Vorsitzenden Martin Schlüter) sorgte intern für einige Unruhe.

Fußball-Bezirksliga: Der sofortige Rückzug überrascht sogar Trainer Heiko Reitner

Von Wolfgang Döbber
und Alexander Grohmann
Bad Oeynhausen (WB). Das plötzliche Tempo überraschte sogar Trainer Heiko Reitner, der seit Wochen auf Spielersuche für die Rückrunde war. Ganz umsonst, wie sich nun heraus stellte: Der TuS Bad Oeynhausen hat seine Mannschaft nämlich mit sofortiger Wirkung vom Spielbetrieb der Fußball-Bezirksliga zurück gezogen. Das letzte Spiel des Jahres beim SC Vlotho gestern wollte man nicht mehr abwarten, strich die Reise auf den Winterberg.

Als am Freitag Abend ein Vorstandsteam des TuS Bad Oeynhausen beim Training auftauchte und wieder einmal nur vier Spieler der ersten Mannschaft plus Reitner antraf, machte man Nägel mit Köpfen. Der 2. Vorsitzende Lars Funk redete Klartext: »Fußball soll Spaß machen. Spaß haben wir nicht mehr. Also beenden wir das jetzt«, so Funk vor versammelter »Mannschaft«. Wenig später erfolgte der Anruf bei Staffelleiter Heinz-Dieter Möller.
Mit Funk waren der Vorsitzende Roger Römling, der Sportliche Leiter Christoph Pohl und das Vorstandsmitglied Klaus Schäfer einstimmig zu dem Entschluss gekommen, dass es keinen Sinn mehr mache, die erste Mannschaft in der Bezirksliga zu halten. Der TuSBO gilt somit ab sofort als erster Absteiger.
Christoph Pohl: »Wir haben diese Entscheidung nach reiflicher Überlegung getroffen.« Der Verein wird in der kommenden Saison in der Kreisliga A einen Neuanfang machen. Man wolle mit den Spielern reden, um auszuloten, wer eventuell für einen Neuanfang zur Verfügung stehe.
Reitner konnte das Vorgehen nicht ganz nachvollziehen. »Diese Entscheidung ist natürlich der einfache Weg. Ich habe in den letzten drei Wochen wirklich jede freie Minute geopfert, um mich mit zig Spielern zu treffen. Vier, fünf Spieler hatten mir ihr Wort gegeben, nach der Winterpause zu uns zu kommen..« Noch am Mittwoch hatte Reitner von Klaus Schäfer die Information bekommen, dass man erst nach dem Spiel in Vlotho zu einer Entscheidung kommen wolle. Doch dann ging alles sehr viel schneller.
Der Vorstand zeigte sich sichtlich betroffen und betonte, dass die letzten Wochen nicht einfach gewesen seien. Pohl traurig: »Ich habe das Ganze mit einem Kloß im Hals abgewickelt. Das steckt man nicht so leicht weg. Aber es war die einzig richtige Entscheidung.« Der Vorsitzende Roger Römling schlug in die gleiche Kerbe: »Ich habe ganz gezielt in den letzten Wochen mit der kompletten Mannschaft gesprochen. Wir wollten wissen: Was ist die Zielsetzung für die Zukunft, um erfolgreich zu spielen? Die Mannschaft hat mir versichert, jawoll, wir ziehen das durch. Doch im Training wenig später waren dann diejenigen nicht da, es waren oft bloße Lippenbekenntnisse. Überhaupt war die Trainingsbeteiligung viel zu gering.«
Christoph Pohl lenkte den Blick auf den großen Umbruch, der im Sommer 2005 stattgefunden hatte - der Anfang vom Ende: »Wir haben zehn Spieler verloren, hatten zwei Zusagen, die am 29. Juni zurückgezogen wurden. Ohne Vorwarnung. Dazu tauchten Spieler wie Aurelius Preiss und Cetim Sabry nicht beim Training auf. Tobias Niedermeyer und Sven Grossmann gingen angeschlagen in die Saison. Ich habe immer gesagt, dass ich in den ersten Wochen nur die Leistung, nicht das Ergebnis als Maßstab nehme. Aber von Spiel zu Spiel wurde klar: Die Wettbewerbsfähigkeit war nicht gegeben. Die Lücken zwischen Worten und Taten waren zu groß.«
Überrascht hat der Zeitpunkt des Rückzuges trotzdem: Der TuSBO hätte in der Pause nach dem Vlotho-Spiel schließlich genug Zeit gehabt, um die Situation zu sondieren. Aber neben dem fehlenden Glauben sei auch die Verantwortung gegenüber den Spielern Wegweiser des Handelns gewesen. »Die Spieler sollten die Möglichkeit haben, sich neu zu orientieren«, will man laut Pohl niemandem Steine in den Weg legen.
Einige Spieler haben laut Pohl wohl Interesse signalisiert, den Neuaufbau mitzumachen. Was aus Heiko Reitner wird, steht in den Sternen. »Mich hat noch niemand entlassen, mein mündlicher Vertrag läuft bis zum 30. Juni. Ich bin noch Trainer, nur ohne Mannschaft.« Dass er es in der nächsten Saison noch ist, ist recht unwahrscheinlich: »Ich sage nicht Ja oder Nein. Aber jetzt 15 neue Spieler zu besorgen, da habe ich keinen Nerv zu.«
Der TuS spielte im zwölften Jahr in der Bezirksliga, hat zuletzt den Abstiegskampf zwei Mal erfolgreich gemeistert. Aber da stand noch eine andere Generation von Spielern auf dem Platz. Der Verein steht jetzt vor einem schwierigen Neuanfang. Die Zukunft ist mehr als ungewiss.

Artikel vom 12.12.2005