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TuS-Frauen boten Paroli

27:30-Niederlage beim Spitzenreiter war immer umkämpft

Von Wolfgang Sprentzel
Lübbecke (WB). Das letzte Spiel im alten Jahr ging für die Handball-Frauen des TuS Nettelstedt verloren. Mit 27:30 unterlagen die Schützlinge von Thorsten »Jerry« Meyer dem Spitzenreiter der Frauen-Regionalliga, der HSG Stemmer/Friedewalde.

In der Sporthalle in Stemmer, in der kein Plätzchen mehr freigeblieben war, herrschte eine Riesenstimmung. Zwar gab es vor dem Spiel für alle Frauen kleine Nikolaus-Präsente überreicht - aber der TuS Nettelstedt war keinesfalls angereist, um Geschenke zu machen. Und auch HSG-Coach Detlef »Pickel« Meyer stellte dies sehr schnell fest.
Zwar gelang seinen Frauen der bessere Start mit 2:0, 3:1 und 4:2, doch die Schützlinge des gerade erst nach seiner gut verlaufenen Rücken-Operation aus dem Krankenhaus entlassenen Jerry Meyer (»Ich kann gegen meine Nastur eben nicht an. Ich musste dabei sein!«) gingen das verflixt hohe Tempo des Tabellenführers gut mit.
Besonders Lena Antal wusste am Kreis zu gefallen, setzte ihren Körper ein und war von der Abwehr der HSG nur durch Fouls zu bremsen, die jedes Mal vom Bochumer Schiedsrichtergespann Andreas Wunder und Manuel Smietz mit Strafwürfen geahndet wurden. Und da trat jedes Mal Gabriela Köhler-Korandova an, verwandelte im ersten Durchgang einen Strafwurf nach dem anderen. Insgesamt sechs Stück an der Zahl.
So ließ sich der TuS auch nicht davon beeindrucken, dass die Hausherrinnen unter dem Jubel der Fans beim 8:5 den ersten Drei-Tore-Vorsprung herauswerfen konnten. Beim 9:9 war der Ausgleich wieder hergestellt und beim 15:14 zur Pause war überhaupt noch nichts entschieden.In den Kabinen mahnte Thorsten Meyer seine Schützlinge: »Passt auf. Die werden jetzt versuchen, einen schnellen Vorsprung heraus zu schießen, damit wir nicht mehr mithalten können. Das müssen wir vermeiden.«
Genau wie er vorhergesagt hatte, kam's. Stemmer machte noch mehr Dampf, zog innerhalb von zwei Minuten auf 17:14 davon. Meyer: »Da dachte ich schon, jetzt ist es so weit!« Aber seine Frauen straften ihn Lügen. Jetzt traf Köhler-Korandova nicht mehr von der Marke, sondern kam aus dem Rückraum und mit Durchbrüchen zu Treffern. Das 17:15, 17:16 und 18:17 gingen allein auf ihr Konto. HSG-Coach Meyer reagierte, ließ Claudia Niemann vorgezogen spielen, um die Kreise der TuS-Shooterin einzuengen. Mit Erfolg. Anschließend gelang der großen Blonen im linken Rückraum kein Treffer mehr aus dem Spiel heraus. Aber noch sprangen andere in die Bresche. Monique Benstein, Silke Altvater (machte auf der Mitte wieder ein Top-Spiel) und Lena Antal hielten die Partie zum 20:20 weiter ausgeglichen.
Beim 24:21 dachten die HSG-Fans, dass die im Schnitt doch ein wenig älteren TuS-Damen nicht mehr würden mithalten können. Doch weit gefehlt. Jerry Meyer: »Ich muss den Mädchen ein Riesen-Kompliment machen. Selbst da haben sie sich wieder ins Spiel zurückgekämpft! Da ist sogar Pickel ins Schwitzen gekommen! Das hatte er uns wohl nicht zugetraut.« Was übrigens nach dem Spiel Detlef Meyer bestätigte: »Ich hatte mir die Aufgabe heute eigentlich leichter vorgestellt!«
Dennoch musste Thorsten Meyer seine Auszeit nehmen, als Grusauskeite zweimal hintereinander erfolgreich war, das 28:25 erzielt hatte.
Anschließend die vielleicht entscheidende Phase. Strafwurf für den TuS. Und Köhler-Korandova scheitert am Fußreflex der für Stephanie Pödtke eingewechselten Bärbel Wendt. Auch ein psychologischer Schlag für die TuS-Damen. Schmidt verkürzte zwar noch einmal auf 28:26, Köhler-Korandova mit dem nächsten Strafwurf auf 29:27. Doch das 30:27 durch HSG-Goalgetterin Stephanie Frank, die übrigens im zweiten Durchgang von der aufopferungsvoll kämpfenden TuS-Abwehr mit den beiden starken Torhüterinnen Kerstin Zillmer und Christina Süß dahinter beherrscht wurde, nur noch einen einzigen Treffer landete, war die endgültige Entscheidung. Vor allem, weil Wendt dann auch noch gegen die völlig freie Janine Böhmer auf Außen eine Glanzparade zeigte, so den letztlich verdienten Sieg (Jerry Meyer: »Das geht schon so in Ordnung!«) festhielt.
Meyer stellte nach dem Spiel fest: »Ich bin sehr stolz auf meine Mannschaft. Wir haben uns hier super verkauft. Wir sind die erste Mannschaft, die hier über 60 Minuten voll mitgehalten hat. Ich denke, wir waren hier im Bereich eines Punktgewinns. Alle anderen haben hier beim angehenden Zweitligisten wesentlich höher verloren.« Gleichzeitig zog Meyer auch das Fazit für die bisher gelaufene Saison: »Wir können wohl zufrieden sein. Das einzige, was uns jetzt noch passieren kann, ist, dass uns Aldekerk noch überholt, weil die noch zwei Nachholspiele haben. Aber auch mit Rang vier können wir gut leben.«

Artikel vom 12.12.2005