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»Wir wollen Kneze nicht«

Heftige Fan-Proteste begleiten immens wichtigen Sieg beim Tabellendritten

Aus Lotte berichtet Dirk Heidemann
Lotte (WB). Der FC Gütersloh 2000 steht vor einer Zerreißprobe mit den eigenen Anhängern. Das sportlich immens wichtige 2:0 (0:0) bei den Sportfreunden Lotte, das den FCG bis auf einen Zähler an den Tabellendritten der Oberliga Westfalen heranbrachte, wurde von heftigen Fanprotesten gegen den bevorstehenden Wechsel von Aleksandar Knezevic an die Dalke begleitet.

»Unsere Farben darf Kneze nie mehr tragen« und »Party ohne Gewalt - warum dann Kneze?« war auf Transparenten zu lesen, zudem skandierten die Gütersloher Anhänger im Lotter Sportheim vor der öffentlichen Pressekonferenz: »Wir wollen Kneze nicht«.
Geduldig ließ sich Dr. Jörg Weber in den weihnachtlich geschmückten Räumlichkeiten der Sportfreunde vom Wortführer der gut 30, in kompletter Nikolausmontur erschienenen FCG-Fans, die Gründe erklären, die aus Sicht der Anhänger absolut gegen eine Verpflichtung des Noch-Verlers sprechen. Thematisiert wurden vor allem die Vorfälle nach dem Auswärtsspiel des FCG am 9. Mai 2004 beim VfB Fichte Bielefeld. Damals soll sich »Kneze«, dessen Wechsel vom FCG zum SCV publik wurde, ein Handgemenge mit Gütersloher Anhängern geliefert haben, nachdem er einen Anti-SCV-Aufkleber an seinem Auto entdeckt hatte.
»Ich habe mich über die Vorkommnisse informiert. Mir wurde zugesichert, dass es keine Probleme bei einem Knezevic-Transfer geben würde«, erklärte ein offenbar etwas verschreckter Weber, der ansonsten auf die Bekanntgabe eines »Personal-Pakets« am kommenden Donnerstag verwies: »Noch ist in Sachen Knezevic nichts unterschrieben, ich halte mich zum Thema zurück.«
Dass die Mannschaft nicht unbedingt auf die sportlichen Qualitäten Knezevics angewiesen ist, zeigte sie am gestrigen Sonntag. Trotz des kurzfristigen Ausfalls des unter Oberschenkelproblemen leidenden Marinko Miletic, nur seine Position im defensiven Mittelfeld könnte »Kneze« bekleiden, zeigte sich der personell auf dem letzten Loch pfeifende FCG zu Beginn hoch konzentriert. Dabei hatte Weber seine Elf kräftig umgekrempelt. Max Heinrich auf rechts, Frederic Kollmeier auf der linken Seite und Tim Brinkmann im Mittelfeld - die Gäste kamen erstaunlich gut mit diesen drastischen Umstellungen zurecht.
20 Minuten lang beherrschte der FCG eindeutig das Geschehen am bekannten Autobahnkreuz. Einziges Manko: Die Vielzahl an ausgelassenen Möglichkeiten. Sören Brandy (4.) verweigerte freistehend den eigenen Abschluss und leistete sich ein Fehl-Abspiel, Dirk Flock (13.) scheiterte mit einem Distanzschuss am prächtig reagierenden Sven Wilmsmeier, Daniel Eckel (14.) setzte einen Kopfball blank über den Lotter Kasten und Tibor Nadj hob das Leder nach glänzendem Pass von Brinkmann über Wilmsmeier hinweg nur an die Querlatte (21.). Die mit einem extrem variablen Offensivspiel aufwartenden Sportfreunde hatten nur durch Torjäger Fabian Lüttmann (19.) eine gute Gelegenheit. Bis zur Pause verflachte die Partie dann.
Nachdem Nadj einen Pahlig-Schuss auf der Linie geklärt (48.) und Schütte eine Heger-Flanke aus einem Meter Entfernung nicht im FCG-Tor untergebracht hatte (53.), markierte Nadj endlich die verdiente Gütersloher Führung. Doch in der Folgezeit zogen sich die Gäste immer weiter zurück und überließen dem Tabellendritten das Feld. Lotte indes kam zu keinen nennenswerten Gelegenheiten mehr. Erst mit der Einwechselung des starken Daniel Barton wurde der FCG wieder gefährlich. Marco Antwerpen haute nach einem Konter über Barton vor dem leeren Sportfreunde-Kasten über den Ball (78.), dann vergab Barton selbst frei vor Wilmsmeier (84.).
Dirk Flock brachte schließlich das Kunststück fertig, nach Antwerpen-Zuspiel den auf der Torlinie kauernden Lodter anzuschießen (85.). Glück für den FCG, dass Leimbrink auf der Gegenseite mit einem Kopfball nur die Querlatte traf (87.), ehe Flock mit der letzten Aktion des Spiels das 0:2 erzielte.

Artikel vom 12.12.2005