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Von Klaus-Peter Schillig

Haller
Aspekte

Bewusst kaufen aus der Region


Viele Menschen haben in den vergangenen Tagen schon mal kräftig schlucken müssen. »Gammelfleisch«, »Ekelfleisch«, das gleich tonnenweise. Wie viel mag schon verzehrt worden sein, unbemerkt, weil »gut« gewürzt?
Die Massenversorgung über Tiefkühltruhen, Imbissketten, Discounter und riesige Supermärkte, sie hat den schwarzen Schafen im Gewerbe die Arbeit erleichtert. Wo viel umgesetzt wird, fallen die Kontrollen schwerer und da lässt sich auch leichter etwas dazwischen schmuggeln, was man lieber nicht mehr auf dem Teller hätte.
Mit der Billig-Mentalität hat sich der Verbraucher einen Teil dieser Machenschaften sicher selbst eingebrockt. Der Anteil des Einkommens, der für Lebensmittel ausgegeben wird, ist in den vergangenen Jahren stetig gesunken. Immer weniger Geld für gleiche Qualität? Die Rechnung kann nicht aufgehen.
In den meisten Orten des Altkreises Halle sind die Menschen immerhin noch in der glücklichen Lage, sich auf eine andere, nämlich eine bewusstere Art des Einkaufens besinnen zu können. Da gibt es noch die Handwerks-Metzger, die ihre Schlachttiere von Bauern aus der Umgebung beziehen oder sie sogar selbst halten, die genau wissen, woher ihr Fleisch stammt, falls sie nicht mehr selbst schlachten. Das gilt auch für den Händler auf dem Wochenmarkt oder für die Verkäuferinnen an den Frische-Theken der glücklicherweise hier noch überschaubaren Supermärkte. All denen kann man beim nächsten Einkauf seine Meinung sagen, wenn das Puten-Steak oder der frische Aufschnitt nicht geschmeckt haben.
Machen wir es doch demnächst wie die Hausfrauen in Südeuropa, in Italien oder Frankreich, wo noch viel mehr frisch gekocht wird und viel weniger Fertignahrung aus dem Tiefkühlfach auf den Tisch kommt. Die fragen kritisch nach, auch an der Frischetheke im Supermarkt, die drehen sich auch schon mal auf dem Absatz um, wenn der Fleischer nicht hat, was sie wollen oder wenn die Qualität nicht stimmt. Wer vor Ort kauft, wer auf Produkte aus der Region wert legt, sich ein bisschen an die Saison-Produkte hält und nicht im Januar schon wieder nach Erdbeeren lechzt, der fährt sicher besser und überlässt das Risiko denen, die lieber am Essen sparen als am modernsten Fernseher. Wichtiger Nebeneffekt: Man tut auch etwas für die Landwirte und die Handwerksbetriebe und damit für die gewachsenen Strukturen seiner Heimat.

Artikel vom 10.12.2005