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Treibstoff kommt direkt vom Acker

Autohof Bünde bietet als erste Tankstelle in der Region Rapsöl aus der Zapfsäule an

Von Hilko Raske (Text und Foto)
Bünde (BZ). Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie kommt - die nächste Erhöhung der Benzin- und Dieselpreise. Spätestens seit dem Wüten des Hurrikans »Katrina« im Süden der Vereinigten Staaten wissen Autofahrer, dass bei den Spritpreisen nach oben hin keine Grenzen gesetzt sind. Viele suchen Alternativen. Eine solche könnte künftig verstärkt von deutschen Äckern kommen: Rapsöl.

Zwar fristet diese »flüssige Energie« derzeit noch ein Nischendasein. Aber das kann sich in den nächsten Jahren schnell ändern. Gerüstet dafür ist jetzt schon der Bünder Shell-Autohof. Er bietet ab sofort diesen »Treibstoff« an einer eigenen Zapfsäule an.
»Rapsöl ist eine wirkliche Alternative und wird in den nächsten Jahren eine immer wichtigere Rolle spielen«, ist sich Klaus Dannhauer, Leiter des Shell-Autohofes, sicher. Und: »Bei uns gibt es Rapsöl pur in einer hochwertigen, raffinierten Version«. Im Grunde genommen könne man damit sogar in jedem Restaurant Speisen braten oder fritieren - »und das direkt aus der Zapfsäule«, erklärte Dannhauer lachend. Vieles würde für diesen Treibstoff sprechen. »Er ist unweltverträglich und wird aus nachwachsenden Rohstoffen gewonnen«, so der Fachmann. Außerdem könne dieses Produkt vom Acker die Abhängigkeit vom Erdöl mindern. Ein unschlagbares Argument für Rapsöl sei aber der Preis: »Derzeit kostet der Liter 75 Cent - und das bei zehn bis 15 Prozent mehr Leistung als herkömmlicher Diesel«.
Doch wer kann Rapsöl tanken? »Generell kann dieser Treibstoff nur von Dieselmotoren genutzt werden. Ob sich ein Wagen ab Werk für Rapsöl eignet oder Änderungen vorgenommen werden müssen, ist mit dem jeweiligen Autohändler abzuklären«, informierte Dannhauer. Sollte der Motor Rapsöl vertragen, sei auf alle Fälle ein Zusatztank erforderlich. »Rapsöl wird bei Temperaturen unter sieben Grad zähflüssig - deshalb muss es im Tank mehr oder weniger beheizt werden.« Besonders im Speditionswesen sei Rapsöl eine verlockende Alternative. »Die Preise dafür sind einfach deutlich niedriger, unterliegen auch nicht den Schwankungen wie beim herkömmlichen Diesel. Insoweit können Spediteure ihre Kosten mit mehr Sicherheit längerfristig kalkulieren.« Die Zuliefererfirma, die den Autohof mit Rapsöl versorge, habe selber schon beste Erfahrungen damit gemacht und biete inzwischen sogar Umrüstsätze an. »Der überwiegende Teil der 200 Lkw dieser Firma fährt inzwischen mit Rapsöl.«
Dass sich Rapsöl auf Dauer durchsetzen kann, davon ist Autohofleiter Klaus Dannhauer überzeugt. Die Entwicklung zeige eindeutig, dass immer mehr Autofahrer bereit seien, Alternativen zu erproben. »Wir bieten alle vier alternativen Energieformen an, die derzeit für ein Auto genutzt werden können: Erdgas, Flüssiggas, Biodiesel und Rapsöl«. Allein beim Flüssiggas sei der Verbrauch in den vergangenen zwei Jahren um das Fünfzehnfache gestiegen. Biodiesel sei in den vergangenen Monaten gar für vier Wochen ausverkauft gewesen. »Mit großer Wahrscheinlichkeit wird sich dieser Trend auch beim Rapsöl zeigen.«

Artikel vom 10.12.2005