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Waldinsel in einsamer Lage

Kuriose Zwangsversteigerung: Parzelle kommt unter den Hammer

Von Jens Schönlau
Herford (HK). Betuchte verschenken zu Weihnachten auch schon mal ein kleines Eiland in der Südsee oder in der Karibik - für den kleineren Geldbeutel bietet sich vielleicht ein Waldstück in Herford-Schwarzenmoor an. Kein Witz: An der Amselstraße wird ein Laubwald zwangsversteigert.

Der Verkehrswert liegt bei bescheidenen 200 Euro und die Aussicht auf Felder, Wiesen und sanfte Anhöhen ist garantiert unverbaubar. Doch wo Licht ist, ist auch Schatten. Nachteil eins: Der neue Eigentümer könnte die bewaldete Parzelle erst als nachträgliches Weihnachtspräsent deklarieren (Zwangsversteigerungstermin im Amtsgericht Herford ist am 10. März um 9.45 Uhr). Nachteil zwei: Die Waldinsel ist lediglich 170 Quadratmeter groß und verfügt nur über einen Baum. Nachteil drei: Das Grundstück kann nicht über öffentliche Wege erreicht werden - und fällt daher wohl eher unter die Kategorie »nutzlos«. Vom Amtsgericht wird das »Waldstück«, das aus der Konkursmasse eines aus Vlotho stammenden Baugesellschafters stammt, eher vage beschrieben: »Offensichtlich handelt es sich um eine mit Baum und Buschwerk besetzte ÝWaldinselÜ«. Was man mit diesem »Eiland« in den endlosen Weiten der Herforder Flur- und Ackerlandschaft nun anstellen kann, bleibt offen. So fällt das Gutachten des vom Amtsgericht bestellten Sachverständigen Dipl.-Ing. Reiner Baumann auch entsprechend aus: »Aufgrund des Umstandes, dass der genaue Grenzverlauf in der Örtlichkeit nicht erkennbar ist, kann über die tatsächliche Nutzung keine zuverlässige Aussage gemacht werden.«
Wer dennoch Interesse an dem Laubwald hat, der sollte sich mit Geboten natürlich nicht zurückhalten. Es wäre doch eine schöne Bescherung, wenn zu Weihnachten anstatt der üblichen Krawatten, Socken oder Duftwässerchen die Eigentumsurkunde für eine Bauminsel unter dem Christbaum liegen würde.
Und dazu den dicken Simmel-Schmöker »Niemand ist eine Insel« . . .

Artikel vom 10.12.2005