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Von Manfred Schraven

Paderborner
Perspektiven

Ein gutes neues Jahr . . .


Es vergeht kein Jahr in dem nicht ein Wort des Jahres gekürt wird. Seit gestern heißt es »Bundeskanzlerin«. Die Gesellschaft für deutsche Sprache hatte im vergangenen Jahr »Hartz IV« gewählt. Für viele Menschen war es eher das »Unwort des Jahres«. Zu recht, denn: Hartz klebt auch heute noch an den Klinken der Arbeitsagenturen.
Kein Jahr vergeht darüber hinaus, an dessen Neige nicht Menschen des Jahres über die Bildschirme getrieben werden - auch 2005. Für mich sind die Menschen 2005 die Arbeitslosen, und diejenigen, die es geschafft haben, aus der Arbeitslosigkeit herauszubrechen, es geschafft haben, ihre Beine unter dem Tisch von Vater Staat hervorzuziehen. Oft ein Kraftakt, der nur mit Hilfe von Außen gelingen kann - so durch arbeitspolitische Maßnahmen der Arbeitsagenturen - so auch in Paderborn.
Es ist mittlerweile gute Übung, dass die Chefin der Agentur für Arbeit Paderborn, Karin Herta Trübner, in einem Jahresabschlussgespräch mit dieser Zeitung den Arbeitsmarkt analysiert, dabei aber auch einmal die harten Zahlen und Statistiken zur Seite schiebt, um in die Zukunft zu schauen, auch von besseren Zeiten zu träumen. Die Daten sind kurz und knapp: Die durchschnittliche Arbeitslosigkeit liegt bei 22 600 im Hochstift. Das sind rund 2900 (15 Prozent) mehr als ein Jahr zuvor. Die durchschnittliche Arbeitslosenquote beträgt 10,8 Prozent.
Die Chefin der Arbeitsagentur wagt den Blick in die gläserne Kugel. Vor dem Hintergrund der kürzlich aufgestellten Prognosen der Bundesagentur, die von einer Zunahme der Beschäftigungszahlen im kommenden Jahr von 0,4 Prozent redet, sieht sie auf Paderborn heruntergebrochen 246 Arbeitslose im Durchschnitt weniger. Es ist aber nicht die Bundesprognose, die die Chefin an der Bahnhofstraße ein wenig optimistisch stimmt. Es sind zum Teil die harten Fakten der Statistik: Danach sind die Zugänge direkt aus einer Erwerbstätigkeit in die Arbeitslosigkeit um 1300 (acht Prozent) gegenüber dem Vorjahr deutlich zurückgegangen. Die Abgänge aus der Arbeitslosigkeit in die Erwerbstätigkeit sind mit einem Plus von 1200 Meldungen mit neun Prozent gegenüber 2004 noch deutlicher gestiegen.
Ihre Zuversicht liest sie nicht aus den Karten, die zieht sie eher aus einer ständigen Zunahme von Stellenangeboten - für Trübner mehr als ein konjunktureller Luftzug. Im Laufe des Jahres wurden 2293 Stellen mehr gemeldet als ein Jahr zuvor. Das sind satte 34 Prozent. Einher gingen dabei die Stellenbesetzungen mit einem Plus von 1997 (23 Prozent). Und dabei ging das Angebot an zusätzlichen Stellen quer durch alle Branchen mit dem Schwerpunkt im Dienstleistungsbereich. Gegriffen hat zudem die Bündelung bei den Qualifizierungsmitteln. Durch arbeitsmarktpolitische Mittel konnte rund 1100 Personen zur Selbstständigkeit verholfen werden. Für diese Instrumentarien standen der Agentur 2005 insgesamt rund 15,5 Mio. Euro zur Verfügung.
Die Prognose der Agenturchefin für den Arbeitsmarkt steht: »Wir werden den negativen Trend stoppen, wir wollen die Arbeitslosigkeit abbauen.« Allein 51 Arbeitsvermittler werden ihr dabei helfen. Und auch das verlockt zur Zuversicht: Im laufenden Jahr haben sich 4335 Bewerberinnen und Bewerber um einen Ausbildungsplatz bemüht. Zum Ende des so genannten Beratungsjahres am 30. September waren noch 443 unversorgt. Heute sind es 158 - ein Kraftakt aller am Markt Beteiligter. Auch die Unternehmer haben sich der Verantwortung gestellt . . . Ein gutes neues Jahr!

Artikel vom 17.12.2005