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Junge Franzosen naschten gern

24 Partner-Schüler des Collège Anne Frank zu Gast bei Bäcker Henke

Von Ralf Benner (Text und Fotos)
Hohenwepel (WB). In der Backstube von Berthold und Daniel Henke in Hohenwepel duftet es nach süßem Naschwerk. Aufgeregt betrachten die jungen Gäste aus Frankreich das Adventsgebäck. »Und nun dürft ihr selbst etwas backen«, forderte Berthold Henke seine Besucher mit einem Schmunzeln auf.

Das ließen sich die 24 Schülerinnen und Schüler vom Collège Anne Frank aus Harly, etwa 120 Kilometer nordöstlich von Paris, gestern nicht zweimal sagen. Die Jungen und Mädchen der französischen Partnerschule, die zurzeit den Alltag an der Warburger Realschule kennenlernen, machten sich mit viel Eifer ans Werk.
Die jungen Gäste im Alter zwischen zehn und 14 Jahren, untergebracht in den Familien ihrer deutschen Mitschüler, verkneteten die Zutaten, stachen mit Förmchen weihnachtliche Motive aus dem ausgerollten Teig oder fabrizierten köstliches Spritzgebäck. Ganz begeistert waren sie von den bunten »Knusperhäuschen« und den Stutenkerlen, bei deren Herstellung sie ebenfalls fleißig Hand anlegen konnten.
In Frankreich ist derlei leckeres Naschwerk nämlich nahezu unbekannt. »Die Adventszeit in Deutschland ist etwas ganz besonderes, darum haben wir unseren Besuch in diese Zeit gelegt«, schwärmte Madame Elisabeth Malik, Deutschlehrerin und Organisatorin auf französischer Seite. Von ihrer deutschen Kollegin Hannelore Ludwig erfuhr sie, wie besinnlich in Deutschland die Vorweihnachtszeit begangen wird.
Die Adventszeit werde in Frankreich nicht zelebriert, berichtet Elisabeth Malik. Besonderes Adventsgebäck gebe es ebenfalls nicht. Beliebt sei dagegen der Adventskalender bei den Kindern. Nicht nur auf süße Köstlichkeiten wie Spekulatius oder Makronen müssen die Franzosen verzichten, sondern auch auf einen freien Tag zum Weihnachtsfest. Denn der zweite Weihnachtsfeiertag ist für unsere französischen Nachbarn ein ganz normaler Arbeitstag. Zeit für sich und ihre Familien haben sie nur am 24. und 25. Dezember.
Der Nikolaustag ist in Frankreich nur für die Jungs da, doch Geschenke sind dabei nicht üblich. Für die Mädchen ist im Gegenzug das Fest der St. Catherina am 25. November gedacht. Es gibt zwar keine Adventszeit, doch dafür steht in jedem französischen Haushalt bereits drei Wochen vor dem Fest ein Weihnachtsbaum, übrigens grell bunt im amerikanischen Stil dekoriert. »Gewöhnungsbedürftig« findet das auch Madame Elisabeth Malik. »An den Weihnachtstagen hat der Baum dann schon viele Nadeln verloren«, erzählt sie.
Am Mittwoch waren die Schüler der französischen Partnerschule aus Harly von Bürgermeister Michael Stickeln im Historischen Rathaus Zwischen den Städten empfangen worden. Einige von ihnen sind schon zum zweiten Mal in der Stadt an der Diemel zu Gast. Die 24 Jungen und Mädchen haben bis zu ihrer Abreise am Dienstag, 13. Dezember, noch ein großes Austausch-Programm mit vielen Aktionen und Ausflügen vor sich, darunter eine Fahrt nach Münster sowie der Besuch des Eisstadions in Beverungen.

Artikel vom 09.12.2005