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Von Jugendreferent Hans-Jürgen Noweck

Das Wort zum Sonntag


Wenn naive Gemüter von Gott reden, stellen sie sich unter ihm mitunter so eine Art Superweihnachtsmann vor. Wenn Philosophen von Gott reden, dann sprechen sie von dem absolut Seienden, dem großen X, das hinter allem steht. Wenn Christen von Gott reden, dann reden sie von einem Menschen, der bereits unter uns ist.
Wir haben Mühe mit unseren Gottesvorstellungen. Dabei kommt Gott uns doch entgegen. Es ist überhaupt nicht nötig, dass wir uns Vorstellungen von Gott machen.
Zu Weihnachten hat er sich höchst persönlich auf der Erde vorgestellt. Dabei hat sich herausgestellt, dass er der große unbekannte Mister X nicht ist. Einen normalen menschlichen Namen trägt er: Jesus.
Der Gott, der unerreichbar und unvorstellbar ist, ist uns zu Weihnachten hautnah auf die Pelle gerückt. Ja, er kommt uns sogar unter die Pelle, geht buchstäblich unter die Haut! Gott selber steckt in der Haut eines Menschen. Das ist die echte Weihnachtsbotschaft und deswegen lohnt es sich Weihnachten zu feiern: Gott ist Mensch geworden. Doch wollen die Menschen Gott überhaupt? Nein, denn wir haben ja keinen Platz und keine Zeit für ihn. Dabei ahnen die Menschen nicht, dass die Lösung seines Wohnungsproblems die Lösung ihres Lebensproblems ist. Hätte Jesus mehr Platz bei uns, hätten wir weniger Probleme - auch in der Kirche. Wie viel Platz hat Jesus in uns? Ein kleines Plätzchen räumen wir ihm am Rande ein. Zu einem Weihnachtsplätzchen reicht es allemal.
Jesus will mehr. Er will nicht wie ein Feuermelder irgendwo unbemerkt in einer Ecke hängen und nur benutzt werden, wenn es mal brennt. Er möchte überall in unserm Haus wohnen. Platz haben wir genug, räumen wir ihm diesen auch ein und übergeben wir Jesus den Haustürschlüssel? Jesus möchte die Herrschaft in unserem Leben übernehmen. »Kein Platz mehr frei in der Herberge«, das soll sich in unserem Leben nicht wiederholen. Weihnachten geht es um die Machtfrage: Wer ist bei uns Herr im Haus?
Das Johannesevangelium erzählt uns die Weihnachtsgeschichte so: »Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn dort nicht auf. Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden.«

Artikel vom 10.12.2005