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»Meister Paderborn
die beste Variante«

Schrönos erwarten Phoenix Hagen und »Grothzilla«

Von Elmar Neumann
Paderborn (WV). »Phoenix Hagen ist ein anderes Kaliber als Göttingen. Die sind viel tiefer besetzt«, sagt Paderborns Coach Doug Spradley vor dem Duell seiner Schröno Baskets mit dem Zweitligadritten (heute, 20 Uhr, im Sportzentrum Maspernplatz). »Ein anderes Kaliber« - diesen Ausdruck des Respekts hat sich in Reihen der freitäglichen Gäste bei aller mannschaftlichen Geschlossenheit aber vor allem einer verdient: Forward Matthias Grothe, Spitzname »Grothzilla«.

Exakt zwei Meter groß und stolze 110 Kilogramm schwer: Der Hagener Topscorer weiß seine physischen Vorzüge angemessen einzusetzen, ist mit 26,5 Punkten pro Partie hinter Schalkes Jason Edwin (26,6) zweitbester Werfer der zweiten Liga Nord - und damit auch der beste deutsche Spieler im Basketball-Unterhaus? »Wenn man nur auf die Punkte sieht, muss man zu diesem Urteil kommen. Matthias Grothe spielt effektiv und weiß genau, was er zu tun hat. Für die Position vier ist er zu schnell und für Position drei zu groß. Das macht es so schwer, ihn zu verteidigen«, gibt's auch von Spradley ein großes Lob.
Eines, das Grothe dem ungeschlagenen Tabellenführer sehr gerne zurückgibt: »Wenn sich keiner der Leistungsträger verletzt, werden die Schröno Baskets aufsteigen und das vollkommen verdient.« Ein designierter Meister, den der Mann mit dem monströsen Spitznamen mag: »Ein Meister Paderborn ist die beste Variante und mir wesentlich lieber als ein Aufsteiger wie Bremerhaven in der letzten Saison. Die Baskets setzen auf junge deutsche Spieler, Talente aus der Region und verfolgen eine kontinuierliche Personalpolitik, die jetzt belohnt wird. Das alles wird auch in Hagen sehr groß geschrieben. Daher hat das Paderborner Modell Vorbildfunktion für uns.« Grund genug für Grothe, sich den 18. Januar ganz dick im Kalender anzustreichen. Dann erwarten die Schröno Baskets im BBL-Pokal die Bayer Giants Leverkusen und auch der 27-Jährige will sich diese Partie nicht entgehen lassen: »Auf das Spiel freue ich mich. Da wird Paderborn zeigen, dass die zweite Liga nicht so schlecht ist, wie sie gemacht wird. Zusammengekaufte Mannschaften wie Leverkusen sind der beste Beleg dafür, wie man dem deutschen Basketball nicht hilft.«
Fünf Jahre spielte auch Grothe (bei Brandt Hagen) schon in der ersten Liga und erfuhr am eigenen Leib, wie es ist, »hinter zu vielen Ausländern auf der Bank zu sitzen«. Das hat gereicht: »Ich bin lieber in der zweiten Liga am Ball, und habe dafür einen gewissen Namen. Außerdem treffe ich da - wie heute in Paderborn - auf Jungs, die ich seit Jahren kenne. In Liga eins werden die Teams ja zu Beginn jeder Saison komplett neu zusammen gewürfelt.« Eine Grothe-Rückkehr ins Oberhaus ist aber trotzdem nicht kategorisch ausgeschlossen. Obwohl es derzeit lediglich »zwei Vereine gibt, die für mich in Frage kämen«. Aus diesem interessanten Duo könnte in der kommenden Saison ein Trio werden, nämlich dann, wenn die Schröno Baskets ihre nun 31 Spiele währende Siegesserie in die erste Liga führt: »Mein Vertrag läuft aus. Paderborn wäre sicher mehr als eine Überlegung wert.«
Momentan kreisen Grothes Gedanken aber nicht um ein mögliches Engagement an der Pader, sondern allein um das heutige Spitzenspiel im Sportzentrum Maspernplatz. Nach der überraschenden Heimniederlage gegen Herten (»Ich weiß immer noch nicht genau, warum wir verloren haben«), droht Phoenix die dritte Pleite: »Wir gehen in jedes Spiel, um es zu gewinnen, aber in Paderborn fällt uns das am schwersten.« Es gibt nicht viel, was den 110 Kilo-Koloss auf eine Sensation hoffen lässt: »Das 101:60 gegen Göttingen könnte eine kleine Hilfe für uns sein. Vielleicht macht sich bei den Baskets etwas Selbstgefälligkeit breit. Das war nach acht Siegen in Folge wohl auch unser Problem gegen Herten. Wenn aber beide Teams 100 Prozent geben, werden wir ein schönes Spiel sehen, das Paderborn gewinnt.«

Artikel vom 09.12.2005