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Von Michael Robrecht

Diese
Woche

Stunde der Wahrheit


Die Stunde der Wahrheit rückt näher. Zum 31. Juli 2006 macht das Erzbistum Paderborn - bzw. der Gemeindeverband Katholischer Kirchengemeinden als zuständiges Organ - ernst und schließt, wie Ende 2004 angekündigt, die ersten Kindergartengruppen im Kreis Höxter. Betroffen sind Einrichtungen, in denen weniger als 75 Prozent katholische Kinder betreut werden. Im Brakeler St. Michaels Kindergarten fällt die dritte Gruppe weg, in Bad Driburg wird im Südstadt-Kindergarten die vierte Gruppe aufgegeben und in Höxter gibt es im erst vor zwei Jahren teuer ausgebauten St. Nicolai-Kindergarten Gruppe 3 nicht mehr. Weitere Kindergärten werden von der Streichwelle betroffen sein.
Dass Städte oder die Kirchengemeinden vor Ort die fehlenden 10 000 Euro pro Jahr und Gruppe aufbringen können und wollen, ist bis auf Brakel und Warburg (wo die Stadt zahlt, weil es keine städtischen Kindergärten gibt) schon mehrfach ausgeschlossen worden. Ein letztes Gespräch zwischen Ratsfraktionsvorsitzenden und Brakeler Pfarrer kann also nur von Erfolg gekrönt sein kann, wenn jemand die große Kasse aufmacht.
In drei Dienstbesprechungen beschäftigte sich auch die Bürgermeisterkonferenz mit dem Problem. Einen Konsens oder gar eine Lösung hat auch die Hinzuziehung Paderborner Verantwortlicher nicht gebracht. Dass für das Erzbistum die Sparpläne nicht verhandelbar sind, musste auch Brakels Bürgermeister Friedhelm Spieker zur Kenntnis nehmen. Er wies in einem Brief darauf hin, dass die Katholische Kirche in Brakel nur im St. Michael Kindergarten engagiert ist, aber in Warburg acht und in Höxter 13 Kindergärten von Paderborn betrieben werden. Er schlug für Brakel eine Überbrückung für die nächsten drei bis vier Jahre vor, weil nicht weit von St. Michael ein neues Baugebiet mit 100 Bauplätzen entsteht. Mit Verweis auf das Haushaltsdefizit des Bistums und sinkende Geburtenraten hält das Generalvikariat an den Schließungsplänen für seine Einrichtungen aber fest.
Was also tun? Die Stadt Brakel kann das Defizit nicht übernehmen, weil sonst gegen den Gleichbehandlungsgrundsatz verstoßen wird und alle anderen Kindergartenträger Zuschussanträge stellen dürfen und würden. Einzige Chance bleibt eine Übergangslösung mit Finanzierung durch den Förderverein. Aber so viele Aktivitäten, um 10 000 Euro pro Jahr zu erwirtschaften, können die Eltern gar nicht organisieren. Es sieht also düster aus. Doch Hochachtung für die Brakeler. Anderswo hat man erst gar nicht gekämpft.

Artikel vom 10.12.2005