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Kartenflut macht das
Spiel zur Nebensache

Referees bei Versmolds 27:38-Pleite die Hauptdarsteller

Von Gunnar Feicht (Text und Foto)
Versmold (WB). Wenn sich Schiedsrichter so in den Vordergrund spielen, macht Handball einfach keinen Spaß: Bei der 27:38 (13:17)-Heimniederlage der Spvg. Versmold im Landesliga-Nachholspiel gegen Ibbenbürener Spvg. II geriet das sportliche Geschehen gestern Abend zur Nebensache.

Auch aus dem Lager der siegreichen Gäste kamen nach Abpfiff deutliche Worte. Tenor an die Versmolder Adresse: »Bei dem Gespann hättet ihr heute in keinem Fall eine Chance gehabt.« Sicherlich: Die Angst vor dem Abstieg im Nacken, durch Karsten Tappmeiers Fehlen entscheidend geschwächt, hatten die Hausherren bereits die gesamte erste Halbzeit Nerven gezeigt. Fünf hundertprozentige Chancen »frei vor« versiebt, zweimal dem Gegner in entscheidenden Situationen den Ball geschenkt - das waren Vorlagen, die der Everswinkel-Bezwinger clever zur ersten Drei-Tore-Führung (6:9) nutzte. Nach einem Uthmann-Siebenmeter an den Pfosten fiel sogar das 12:16, in der 34. Minute das 15:20.
Aber gerade, als bei Marc Uthmann mit drei Treffern in Serie der Knoten geplatzt war, als das 18:20 den Versmolder Kampfgeist weckte, übernahm das Gespann Mehlig/Rüskenschulte die Hauptrolle: Zeitstrafen gegen Samu und Meyrahn (39./40.), beim Stand von 19:23 zwei plus zwei Minuten gegen Alex Neumüller (43.), keine 90 Sekunden später die völlig überzogene dritte Zeitstrafe gegen Schlüsselfigur André Ketzler nach einer umstrittenen »Tor ab«-Entscheidung, weitere »zwei Minuten« gegen Uthmann. In 3:6-Unterzahl geriet Versmold 19:26 in Rückstand, Neumüllers dritte Hinausstellung (47:05 Min.) machte den Spvg.-Chancen endgültig den Garaus. Trainer Detlef Hein, der sich bewundernswert in der Gewalt hatte: »Nach ÝTappisÜ Ausfall war damit unser Innenblock endgültig gesprengt - und unter diesen Umständen reicht es dann nicht.«
Herbert Bergmann, seit Jahrzehnten Zeitnehmer, wurde ebenfalls der Halle verwiesen. Gegen Michael Wulff, Jens Meyrahn und den Gästekeeper gab es auf Spielerseite sechs Sekunden vor Schluss noch die roten Karten Nr. 3, 4 und 5. Natürlich hätten die Spvg.-Spieler Nerven und Mundwerk besser im Zaum haben müssen, aber die Kartenflut war überzogen, machte die Partie zur Farce.
Versmold: Schubert (bis 23.), Mense (ab 23.); Uthmann (7/4), Samu (4), Ketzler (3), Schwengber (1), Meyrahn (2), Medjedovic (2), Wulff (6), Neumüller, Westmeier (2), Nowak.

Artikel vom 08.12.2005