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»Fühlen uns verschaukelt«

Virchowplatz-Anwohner wollen vor Verwaltungsgericht ziehen

Herford (ram). »Ungerecht« ist die häufig verwendete Vokabel, wenn es um die Anwohnerbeiträge für den Endausbau des Virchowplatzes geht. Die Betroffenen fühlen sich von Politik und Verwaltung »verschaukelt«. 187 000 Euro wird der Ausbau des Virchowplatzes von der Virchow- bis zur Ebertstraße voraussichtlich kosten. Den Löwenanteil mit 168 300 Euro tragen die Anlieger, die städtischen Belastungen belaufen sich laut Planung auf 18 700 Euro.

»Die Stadt Herford zahlt also weniger als ich«, beklagt Marita Kamp. Bei einem Quadratmeterpreis von 13,10 Euro für den Ausbau entstünden für sie Kosten um die 19 000 Euro. »Und dass, obwohl wir den vorderen Virchowplatz nicht nutzen«, sagt sie.
Sie hat ihr Anwesen im hinteren Teil des Virchowplatzes, dort wohnt auch die Familie Vogel. »Der Platz vor unserem Haus ist in Ordnung, es müsste nichts gemacht werden. Wir sollen jetzt für einen Bereich zahlen, der zumeist von den Anliegern der anderen Straßen genutzt wird. Von uns parkt niemand im vorderen Teil des Virchowplatzes, dennoch werden wir zur Kasse gebeten«, sagt Wolfgang Vogel.
Wie bereits mehrfach berichtet, sieht die Stadtverwaltung aus rechtlichen Gründen dennoch keine andere Möglichkeit. »Es ist ausgeschlossen, dass Anlieger anderer Stichstraßen an dem Endausbau finanziell beteiligt werden«, erklärte Daniela Rönn, Abteilungsleiterin in der Bauverwaltung. Die Politik folgte der Auffassung der Verwaltung, wenn auch mit erheblichen Bedenken.
Enttäuscht ist Daniel Brumberg, Schwiegersohn von Wolfgang Vogel, vor allem von der aus seiner Sicht kompromisslosen Haltung der Verwaltung.
»Eigentlich sollte vor dem Beschluss im Bauausschuss und im Rat noch einmal eine Ortsbegehung stattfinden. Dass hatte uns Bürgermeister Bruno Wollbrink in einem Gespräch zugesagt. Darüber hinaus hatte Frau Rönn den Vorschlag gemacht, den vorderen inneren Teil des Virchowplatzes aus der Maßnahme herauszunehmen. Dass hätte für die Anlieger immerhin eine Reduzierung der Kosten in Höhe von zwei Euro pro Quadratmeter ergeben. Wohlgemerkt, diese Zahl ist von der Verwaltung ermittelt worden«, sagt Brumberg.
Bürgermeister Wollbrink erklärte in dem Zusammenhang, er habe keine konkreten Zusagen gegeben: »Ich habe ein Treffen in Aussicht gestellt, allerdings lehnten sowohl Baudezernent Dr. Böhm als auch der Vorsitzende des Bauausschusses, Karl-Heinz Hirschfelder, eine erneute Begehung ab.« Außerdem sei die Verwaltung nach einer erneuten, intensiven Überprüfung der Sachlage zu dem Schluss gelangt, dass der innere vordere Platz nicht aus der Gesamtbaumaßnahme herausgenommen werden könne.
Für Daniel Brumberg ist dies nicht eine Frage des Könnens, sondern des Wollens. »Wir haben doch bei der Fußgängerbrücke Friedhofstraße gesehen, dass Politik und Verwaltung ihre Meinung ändern können. Ursprünglich wollte weder die Verwaltung noch die Mehrheit der Politiker einen Brückenneubau. Schließlich haben aber die Verantwortlichen dem öffentlichen Druck nachgegeben und es im Nachhinein als beispielhafte Bürgerbeteiligung verkauft. Über die Wünsche der Anlieger des Virchowplatzes wird hinweggegangen, weil der Protest offenbar noch nicht groß genug war.«
Vor diesem Hintergrund sehe er nur noch die Möglichkeit, dass die Anwohner vor das Verwaltungsgericht ziehen. »Wir sind jedenfalls fest entschlossen, das nicht auf uns sitzen zu lassen«, betont Marita Kamp.

Artikel vom 08.12.2005