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Wer zahlt 10 000 Euro Defizit?

Eltern kämpfen im Ausschuss gegen Schließung der dritten Kindergartengruppe

Von Michael Robrecht
Brakel (WB). Die Eltern des Katholischen Kindergartens St. Michael in der Berliner Straße in Brakel wollen die geplante Schließung der dritten Gruppe der Einrichtung zum 1. August 2006 nicht hinnehmen. Im Haupt- und Finanzausschuss trugen sie der Politik ihre Bitte vor, dass die Stadt die 10 000 Euro Defizit übernehmen soll, weil die Brakeler Kirchengemeinde nicht einspringen kann.

Wie mehrfach berichtet, hat das Erzbistum Paderborn alle katholischen Kirchengemeinden, die Träger eines Kindergartens sind, angewiesen, Gruppen zu schließen, sollte der Katholikenanteil pro Einrichtung keine 75% betragen. »Wir haben kaum 50%, deshalb will Paderborn unsere dritte Gruppe schließen«, bedauerte Kindergartenleiterin Ulrike Kruse. Die Stadtverwaltung lehnt eine Übernahme der bisher von Paderborn getragenen Kosten strikt ab, weil das nach den Worten des Vizeverwaltungschefs Hermann Temme sofort Anträge anderer Kindergärten auf finanzielle Unterstützung bedeuten würde.
Die Eltern, die in der Sitzung zahlreich vertreten waren, hoffen nun, dass ein letztes Gespräch zwischen Pfarrer Willi Koch (Gemeinde St. Michael) und den Ratsfraktionschefs eine neue Möglichkeit findet, wie die 10 000 Euro auf andere Art doch noch beschafft werden können. »Wir haben einen Förderverein gegründet, der einige Mittel zusteuern könnte«, erklärte Elternsprecher Mark Elberg im Hauptausschuss. 300 Unterschriften in drei Tagen haben Eltern zum Erhalt der dritten Gruppe gesammelt.
Während Vizebürgermeister Johannes Krömeke (CDU) auf den bei einer Bezuschussung vorliegender Präzedenzfall, die leeren Stadtkassen und die klare Linie des Erzbistums, alles unter 75% katholischer Kinder zu reduzieren verwies, sehen Peter Assmann (SPD) und Meinolf Schulte (Grüne) doch noch Chancen, in einem letzten Gespräch mit den Verantwortlichen der Brakeler Kirche. Während diese letzte Beratung für Ferdinand Gerdes (CDU) und Hermann Temme nur ein Vertagen des Beschlusses ist, als Stadt endgültig keinen Euro zuzuschießen, setzen Eltern, Mitarbeiter, SPD und Grüne Hoffnungen in die Sondierung.
Kindergartenleiterin Ulrike Kruse verwies darauf, dass zwei Arbeitsplätze bei Schließung der Gruppe abgebaut werden müssen. Neun bzw. später bis zu 27 Kinder können den Kindergarten nicht mehr besuchen und müssen zum Teil auf die Dörfer verteilt werden, weil in Brakel alle anderen Gruppen der verschiedenen Träger voll sind. Die Eltern können nicht verstehen, dass ein erst 2002 für 370 000 Euro renovierter Kindergarten so ausgedünnt wird. »Wer entscheidet, welche Kinder im Sommer gehen müssen«, beschreibt Kindergartenleiterin Kruse ihre Lage.
Brakels Bürgermeister Friedhelm Spieker hat sich in einem Brief an den Erzbischof persönlich für den Erhalt der dritten Gruppe eingesetzt, jedoch vom Generalvikar eine Absage für einen Weiterbestand bekommen. Im Stadtgebiet Brakel wäre die dritte St. Michael-Gruppe die einzige, die Paderborn zumachen will.

Artikel vom 08.12.2005