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Sälzer zeigen, was auf den
Teller kommt

Verzehrstudie auch in Salzkotten

Von Marion Neesen (Text und Foto)
Salzkotten (WV). Den Salzkottenern wird in der kommenden Woche auf den Teller geschaut. Und Vorsicht: Was darauf zu finden ist, wird möglicherweise von nationaler Bedeutung sein. Das Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft hat die zweite Nationale Verzehrstudie in Auftrag gegeben, um die Essgewohnheiten der Deutschen auf den Prüfstand zu stellen. Und 88 Salzkottener dürfen dabei mithelfen.

Dass die Currywurst zwischen Tür und Angel oder der schnelle Cheeseburger auf dem Heimweg nicht gerade Symbole einer gesunden Ernährung sind und für eine erlesene Esskultur sprechen, dürfte einleuchten. Doch die Wissenschaftler wollen es genauer wissen. Denn seit nunmehr 20 Jahren hat den Deutschen keiner mehr in den Kochtopf und auf die Gabel geschaut; mit fatalen Folgen. »Gesundheitliche Beeinträchtigungen nehmen Besorgnis erregend zu und sind zu einem großen Teil auf die Ernährung zurückzuführen«, sagt Antoinette Sandmann, »hier muss dringend etwas getan werden.« Kostenexplosionen im Gesundheitswesen sprechen weitere deutliche Worte. Antoinette Sandmann ist Mitarbeiterin des mit der Studie beauftragten tns-Teams und bereitet die Befragungsaktion unter dem Motto »Was esse ich« in Salzkotten vor.
Was haben Sie heute gegessen, wie ernähren sie sich normalerweise, haben sie auswärts oder zu Hause gegessen, wie lange hat das gedauert -Êdiese und viele Fragen mehr sollen die 88 Auserwählten in der kommenden Woche (Montag bis Mittwoch) beantworten. Antoinette Sandmann betreibt einen Riesenaufwand, um die per Zufall ermittelten und bereits informierten Teilnehmer auch tatsächlich vor Ort zu bekommen. »Man muss die Leute erst überzeugen, dass es nicht um Werbung geht oder etwas verkauft werden soll«, so Sandmann.
Ähnlich erging es auch Dorothea Witte aus Niederntudorf, die das Infoblatt zur Verzehrstudie schon als Werbung für eine Kaffeefahrt zum Altpapier befördern wollte. Doch mittlerweile hält sie die Aktion für eine gute Sache. »Ich habe schon öfter versucht, meine Ernährung umzustellen. Aber das ist alles viel zu umständlich, besonders wenn man berufstätig ist«, sagt sie. Von der Auswertung ihrer persönlichen Angaben erhofft sie sich einige gute Tipps und Ratschläge. Die Umfrage-Ergebnisse, die natürlich anonym bleiben, werden von Wissenschaftler in Karlsruhe ausgewertet. »Die warten schon ganz heißhungrig auf den Datenpool«, so Antoinette Sandmann. Die Studie soll unter anderem Aufschluss über Fett- oder Nährstoffzufuhr sowie auf Lebensqualität und Esskultur geben. Ebenso sollen die Ergebnisse Auswirkungen auf Verbraucherschutz und Lebensmittelrecht etwa bei der Kennzeichnung von Inhaltsstoffen haben. Und nicht zuletzt soll dem Verbraucher bewusst gemacht werden, wie er sich eigentlich ernährt. »Die Studie ist von nationaler Bedeutung«, so Sandmann. An 500 so genannten Punkten sollen jeweils 88 Bürger im Alter von 14 bis 80 Jahren Auskunft über ihre Essgewohnheiten geben. Ein Jahr lang sind acht Teams mit jeweils drei Oecotrophologen und einem Organisator in ganz Deutschland unterwegs. Die Auswahl der Befragten ist dabei ganz willkürlich, darunter können Diabetiker ebenso sein wie Leute, die sich überhaupt nicht fürs Kochen interessieren.
»Es ist aber ganz wichtig, dass die Leute auch tatsächlich kommen, denn nur so können wir die Repräsentativität wahren«, fordert Antoinette Sandmann alle 88 Salzkottener auf, die Fragen zu beantworten. Und dass in der Sälzerstadt gut gekocht und gegessen wird, muss ja kein Geheimnis bleiben.

Artikel vom 09.12.2005