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Duo Podewitz landete Volltreffer

Rasanter Wortwitz prägte unterhaltsamen Kleinkunstabend im Alten Amtsgericht

Willi und Peter Podewitz aus Bremerhaven unterhielten mit intelligenten Texten und Wortspielereien.Foto:Cornelia Müller
Lübbecke (cm). Zwei junge Männer in Tarnanzug und Stahlhelm betreten den rappelvollen Saal im Erdgeschoss des Alten Amtsgerichts. Die »Operation Podewitz« beginnt: Der Kleinkunstabend als Routineeinsatz. Und gleich eine Ermahnung an die 70 »Freiwilligen und Reservisten«, die gekommen sind: »Ich mache jetzt den ersten Text scharf. Aber erst klatschen, wenn ihr ein klares Ziel habt.«
Kabarett mit den beiden Brüdern Willi und Peter Podewitz aus Bremerhaven, das bedeutet, auf alles gefasst zu sein. Rasanter Wortwitz hält das Publikum auf Trab. Kein friedliches Vor-Sich-Hin-Dösen bei tausendmal gehörten Kalauern. Abschalten? Unmöglich. Oder wie es das Duo Podewitz selbst formuliert: Autoritäre Unterhaltung ist angesagt. »Wir machen hier was, und Sie finden das gut.« So läuft das. Und wehe, die Wogen der Begeisterung schlagen nicht hoch genug. Dann drohen Strafgedichte übelster Art (»Lyrisch geht die Sonne unter, lyrisch geht sie wieder auf, dann brüllt sie zum Dichter 'runter: Los, du ..., schreib das auf.«).
Ohne durchgehendes Thema quasseln sich die Brüder Podewitz durch ihr Programm. Sinnieren darüber, wie ähnlich eine Wetterkarte dem Inneren eines Frosches ist, und brechen eine Lanze für Raucher und Kaffeetrinker. Präsentieren die »Bekenntnisse eines sizilianischen Heilpraktikers: Der Homöo-Pate« und amüsieren mit ihrer Berichterstattung von der WM der Weltreligionen, wo die bundeskeusche Mannschaft mit Olli Vatikan gerade im Bußball gegen die Hindus antritt, die bekanntlich in Standardinkarnationen besonders gefährlich sind.
Das Duo Podewitz macht Dampf, und im Saal kocht es. Das Publikum quittiert die intelligenten Texte und Wortspielereien mit lautem Gelächter, viel Applaus und spontanen Zwischenrufen, die von den beiden Brüdern mühelos in die Show eingebaut werden.
»Die Nacht der hinkenden Vergleiche« ist ein Volltreffer und läßt das Publikum nur in einem Punkt unzufrieden zurück: Warum muß nach der zweiten Zugabe schon Schluss sein?

Artikel vom 07.12.2005