07.12.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

»Kinder mindestens
zwei Jahre in die Kita«

Integrationsprobleme aufgrund sprachlicher Mängel

Herford (pjs/ram). In den kommenden 15 Jahren wird die Einwohnerzahl der Stadt Herford zurück gehen. Doch die Rückgänge bei Kindern und Jugendlichen werden im Vergleich zum erwarteten Bundesdurchschnitt nicht so drastisch ausfallen. Zurzeit besuchen 2858 Kinder die städtischen Grundschulen. Bis zum Schuljahr 2011/2012 wird eine Schülerzahl zwischen 2765 (Maximum) und 2532 (Minimum) erwartet. Die Verwaltung stellte im Schulausschuss die Schulentwicklungsplanung vor.

Dabei wurde insbesondere auch über die Bedeutung sprachlicher Förderung für Kinder aus Migrantenfamilien gesprochen. Entsprechende Zahlen präsentierte Heidi Hetz (Abteilung »Wohnen und Soziales«). Demnach stammten Ende 2004 35 Prozent der Kindergartenkinder aus einer Familie mit Migrationshintergrund. Jedes fünfte Kindergartenkind spreche zu Hause vorwiegend nicht die deutsche Sprache. Während der prozentuale Anteil dieser Kinder in Einrichtungen in Elverdissen, Stedefreund und Herringhausen gering sei, liege er im Bereich der Grundschule Radewig bei knapp 50 Prozent, beziehungsweise im Einzugsgebiet der Nordstadt sogar bei 70 Prozent.
Als »sehr auffällige Geschichte« bezeichnete Hetz die Zahlen, die in der Tabelle 4 (siehe Grafik) zum Ausdruck kommen. Leider sei es bei vielen Kindern aus Migrantenfamilien so, dass sie die Kita nicht regelmäßig besuchten. Wünschenswert wäre aus Hetz' Sicht, dass es auch in Migrantenfamilien Standard werde, die Kinder mindestens zwei Jahre in eine Kita zu schicken.
Insbesondere Schulkinder aus türkischen oder kurdischen Familien zeigten erhebliche Integrationsprobleme. Eine gezielte Sprachförderung sei wünschenswert. Von sieben Schulleitern sei der Hinweis gekommen, sie würden ihr Angebot in diesem Bereich gern intensivieren, wenn sie mehr Lehrerstunden zur Verfügung hätten.
Christa Jahnke-Horstmann (SPD) sieht es als bedenklich an, dass von 674 Kindern des Einschulungsjahrgangs 2005/2006 insgesamt 75 entweder nur ein Jahr im Kindergarten waren oder gar keinen besucht haben: »Das ist eine Zahl, die wir so nicht hinnehmen können.«
In etwas mehr als der Hälfte der Kitas finde auch keine gezielte Sprachförderung statt, kritisierte sie. Verbesserungsbedürftig sei auch die Kooperation zwischen Kindergärten und Grundschulen, insbesondere denen in evangelischer Trägerschaft. Friedhelm Eickmeyer, Jugend-Abteilungsleiter, merkte an, dass nur eine begrenzte Anzahl von Tageseinrichtungen in den Genuss der Landesförderung kommen könne. Die Landesregierung plane aber, die gezielte Sprachförderung künftig verpflichtend vom 4. Lebensjahr an in den Tageseinrichtungen anzubieten.
Dezernent Ernst Meihöfer kündigte außerdem an, dass die Schulbezirksgrenzen verlagert werden sollen: Niedereickum werde künftig Eickum »zugeschlagen«.

Artikel vom 07.12.2005