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Mit Öl frittieren und fahren

Brock's Food Systems setzt auf nachwachsende Rohstoffe

Von Monika Schönfeld
(Text und Foto)
Schloß Holte-Stukenbrock (WB). Wer durch die Tür zu Berthold Brocks Kartoffelkeller schaut, wird überrascht sein. Kartoffeln gibt's dort kaum mehr. Statt dessen erwartet einen die »Brock's Food Systems GmbH«. Berthold Brock ist über die Kartoffel zum Öl gekommen, von dort zum Frittieren inklusive der Messtechnik. Das Pflanzenöl wird optimiert - hin zur letztlichen Nutzung als Kraftstoff in Motoren. Dabei arbeitet »Brock's Food Systems« zusammen mit der Firma Carl-Friedrich Tenge-Rietberg, die Filtermaschinen und Bratstraßen baut, und mit dem Autohaus Thorwesten, die Umrüstsätze für Lastwagen herstellt, um Dieselmotoren mit Pflanzenöl zu betreiben. Berthold Brock vertritt das amerikanische Unternehmen Miroil mit dem Vertrieb von Filtertechnik und Stabilisatoren.

Der Miroil-Ölzusatz ist »Öko pur«, sagt Berthold Brock. Alle Rohstoffe stammen aus ökologischem Anbau. Sie werden dem Frittierfett in Imbissbetrieben, der Gastronomie, aber auch in Lebensmittelindustriebetrieben zugegeben. So genannte Anti-Oxidantien bewirken, dass das Fett nicht mehr so stark erhitzt werden muss, die Produkte weniger Öl aufnehmen (»Low Fat«) und der unangenehme Geruch entfällt. Durch die Zugabe des Miroil-Produkts, das über ein Dosiersystem mit Messtechnik läuft, verdirbt das Pflanzenöl nicht mehr so schnell. Obwohl es prinzipiell überhaupt nicht ersetzt werden müsste, wird doch ein Teil des Öls regelmäßig ausgetauscht. Das Restöl kann als Bratfett oder aufbereitet als Kraftstoff in umgerüsteten Dieselmotoren genutzt werden.
Brock's Food Systems arbeitet zusammen mit
der Bundesforschungsanstalt für Lipidforschung in Münster. Hintergrund sind die gesetzlichen Vorgaben. Ab Januar 2006 tritt das neue EU-Lebensmittelrecht in Kraft. Danach wird jeder Lebensmittelbetrieb dokumentationspflichtig. Die Fettkontrolle, die Filtrierung und die Reinigung des Öls werden strenger reglementiert. Das Brock'sche System bietet den Betrieben Kostenersparnis. Das Fett muss nicht mehr so stark erhitzt werden (spart Energie), es gibt keine Geschmacksübertragung durch das Öl - das heißt Fleisch, Fisch und Pommes könnten prinzipiell in einer Fritteuse erhitzt werden. Da das Öl schrittweise ausgetauscht wird und das entnommene Fett weiter verwertet wird, entfallen die Entsorgungskosten. Letztlich wird das Austauschöl in Dieselmotoren verbrannt. Referenzkunden dieses Systems sind unter anderen die Audi AG Ingolstadt, die Linde AG, die Barmenia Versicherung, der Hollywood- und Safaripark Stukenbrock, Ikea Österreich, Supermarktketten, das Interconti Wien, Legoland Deutschland und das Maritim Hotel Bad Salzuflen. Auch mit der Reederei der Aida-Kreuzfahrtschiffe ist Brock im Gespräch. Interessant ist das System mit der »Hardware« wie Durchlaufstraßen zum Frittieren und Blanchieren vor allem in der Lebensmittelindustrie.
Ein weiteres Verfahren, aus Rapsschrot das Öl zu extrahieren und in Kraftstoff und lagerfähiges Tierfutter unter Druck und Wärme zu trennen, wird in einem Pilotprojekt mit der Universität Bochum entwickelt. »Mineralöl ist endlich und der Bedarf weltweit steigend. Nachwachsende Ersatzstoffe sind langfristig die einzige Alternative«, sagt Berthold Brock (51), der den Vertrieb der Filtermaschinen und des Zusatzstoffes von Miroil im Jahr 2001 übernommen hat. Das Unternehmen, so Brock, befinde sich im erweiterten Vertriebsaufbau.

Artikel vom 07.12.2005