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Ein Symbol der Hoffnung
Weihnachtskrippen schmücken nicht nur, sie sind auch Sinnbild für den Ursprung des Christentums
Eine Frau hält ein Kind im Arm, ein Mann steht beschützend daneben, im Hintergrund betrachten Ochse und Esel die junge Familie. Und jeder, der diese Szene sieht, weiß, was gemeint ist: die Geburt von Jesus Christus, der Beginn einer neuen Zeitrechnung und der Ursprung des Christentums.
Wohl kaum ein anderes Symbol strahlt so viel Frieden aus, so viel Freude und Hoffnung. Da ist es nur verständlich, dass viele Menschen sich dieses Symbol nach Hause holen wollen, ihr eigenes Heim damit schmücken in der Zeit, in der wir genau dieses Ereignis feiern - Weihnachten und Heiligabend, der Jahrestag von Christi Geburt. Gäbe es noch keine Weihnachtskrippen, so müssten sie schleunigst erfunden werden.
Zum Glück aber gibt es bereits eine unglaubliche Vielfalt von Krippen in allen Größen und Formen, aus allen nur denkbaren Materialien und in verschiedenen Ausführungen. Berühmt ist bereits das Krippenmuseum im münsterländischen Telgte: Hunderte Krippen aus aller Welt sind dort zu sehen.
Einen schönen Überblick über die verschiedenen Krippen zeigen aber auch zahlreiche größere und kleinere Ausstellungen in Ostwestfalen-Lippe. Ein Beispiel ist die Galerie am Turm in Büren (Kreis Paderborn). Dort wird ebenfalls seit Jahren zur Weihnachtszeit eine umfassende Krippenausstellung mit mehr als 100 Exemplaren gezeigt - und Galerist Wigbert Heinrichs hat in dieser Zeit einige Raritäten zusammengetragen.
Ein ganz besonderes Stück ist die »wohl kleinste Weihnachtskrippe« der Welt, wie Heinrichs betont: In der Schale einer Haselnuss finden die winzigen geschnitzten Figuren Platz. Und dennoch ist alles dabei: Maria und Josef mit dem Kind, Ochse und Esel im Hintergrund. Vor der halben Nuss kniet ein Engel, und zwei Schafe gehören auch noch zu dem winzigen Ensemble. Dagegen wirken die ebenfalls winzigen Figuren in den etwa faustgroßen Buddhanüssen, die der Galerist ebenfalls zeigt, schon riesig.
Überhaupt ist das Ehepaar Heinrichs besonders stolz auf seine Kostbarkeiten, die in einer Glasvitrine ausgestellt sind: eine Krippe in einem silbernen Medaillon, die heilige Familie unter einer Kristallglocke, in der der Hintergrund eingeritzt wurde, geschnitzte »Reisekrippen«, die an Altarbilder erinnern und sich ganz praktisch zusammenklappen lassen.
Aber auch die großen Ensembles, die die Galerie derzeit völlig ausfüllen, beeindrucken. Zumeist aus Holz geschnitzte Figuren - kunstvoll bemalt oder sehr schlicht - bevölkern ganze Landschaften rings um den Stall. Es gibt prunkvoll ausgestattete orientalische Krippen, in denen die heiligen drei Könige mitunter in Begleitung ihres kompletten Hofstaates einschließlich Elefanten daherkommen, um dem Kind kostbare Geschenke zu überreichen. Andere Krippen erinnern an kleine Dörfer, die eher das Leben in einem Alpendorf zeigen - mit Landwirten und Handwerkern.
Die vielfältigen Krippen haben Wigbert Heinrichs auch dazu inspiriert, eigene Ensembles zu schaffen. So hat er beispielsweise die Figuren in einem selbst gestalteten Kometen arrangiert oder ein großes Buch zur Krippe umgestaltet.
Vielfach werden die Krippen über Generationen in einer Familie weitergegeben, und es wird jahrelang gesammelt, um alle Figuren zusammen zu bekommen. Kein Wunder, bei der Vielfalt: Es gibt Krippen, die die komplette Weihnachtsgeschichte erzählen. Sie werden schon Wochen vor dem Fest aufgestellt und zeigen in dieser Zeit noch andere Szenerien: Josef und die schwangere Maria etwa, die vergebens um Aufnahme in einer Herberge bitten.
Das erinnert an die Anfänge der Weihnachtskrippen: Schon in altchristlicher Zeit wurden am Weihnachtstag in den Kirchen Darstellungen und Weihnachtsspiele gezeigt, die nicht nur die Szene im Stall, sondern das ganze Leben und Leiden Christi zeigten - seinen Tod, das Grab, Auferstehung und Himmelfahrt. Im Laufe der Zeit wurden diese Darstellungen immer volkstümlicher - und daraus entwickelten sich die Krippen. Häufig wird auch der Heilige Franziskus von Assisi als »Vater der Krippe« angesehen, weil er am Heiligen Abend 1223 eine Futterkrippe im Wald errichtete, Ochsen und Esel dazustellte und so die Weihnachtsgeschichte verdeutlichte. Erste sichere Nachrichten von Kirchenkrippen in der Form, wie wir sie heute kennen, stammen aus Süddeutschland im 16. Jahrhundert. Deshalb gilt die Krippe als eine deutsche Erfindung. Von hier aus hat sie sich in alle Welt verbreitet und erzählt ohne Worte vom Wunder der Weihnachtsnacht. Corinna Strate
l Die Krippenausstellung in der »Galerie am Turm« in Büren ist bis zum 8. Januar zu sehen. Auskunft: Tel. 0 29 51/9 26 62.

Artikel vom 24.12.2005