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Führte den FC Erzgebirge Aue in die 2. Liga: Trainer Gerd Schädlich. Foto: Stefan Hörttrich

»Paderborn spielstark
und gut organisiert«

Interview mit Aues Trainer Gerd Schädlich

Von Peter Klute
Paderborn (WV). Es ist das Duell zweier »Leidensgenossen« in der 2. Fußball-Bundesliga. Der FC Erzgebirge Aue und der SC Paderborn 07 kassierten zuletzt zwei Niederlagen in Folge. Nach den Plätzen acht und sieben sind die Sachsen in dieser Saison noch nicht so richtig in Tritt gekommen, liegen als 13. mit 18 Punkten nur vier Zähler von den Abstiegsrängen entfernt. Vor dem Duell gegen den Aufsteiger am Freitag im Erzgebirgsstadion (Anstoß: 18 Uhr) sprach das WESTFÄLISCHE VOLKSBLATT mit Aues Trainer Gerd Schädlich (52), einem echten Kind des Ostens.

Herr Schädlich, das Erzgebirge ist ein beliebtes Skigebiet und für reichlich Schnee bekannt. Ist die Partie gegen Paderborn gefährdet? Gerd Schädlich: Davon gehe ich nicht aus. Selbst wenn bis Freitag Schnee fallen sollte, sind wir mit unserer Rasenheizung bestens präpariert. Paderborn kann also kommen.

Vier Spielen ohne Niederlage folgten zwei Niederlagen hintereinander. Wie groß ist die Enttäuschung, dass Ihre Mannschaft sich nicht im Mittelfeld festsetzen konnte?Schädlich: Bei den Kräfteverhältnissen, die zwischen dem VfL Bochum und uns herrschen, ist das 0:1 aus unserer Sicht vom vergangenen Sonntag ein normales Ergebnis. Was uns dagegen immer noch richtig weh tut, ist die 0:2-Niederlage eine Woche zuvor zu Hause gegen Aufsteiger Eintracht Braunschweig. Diese Niederlage war unnötig, da hat uns die letzte Konsequenz vor dem Tor gefehlt.

Vor der Saison wurde Aue häufig als Geheimfavorit auf den Aufstieg gehandelt. War das auch Ihr Anspruch?Schädlich: Wir ein Kandidat für die 1. Bundesliga? Das muss aber ganz geheim sein. Dazu fehlen uns ganz einfach die wirtschaftlichen Voraussetzungen. Wir sind mit 18 000 Einwohnern die kleinste Stadt in der 2. Liga, gehören mit unserem Etat in das letzte Viertel und sollten unsere Möglichkeiten sehen. Unter solchen Voraussetzungen kann man schlecht oben dabei sein, weil wir bei Transfers oft zweiter Sieger sind. Wir haben zwar sensationelle Fans, aber die Spieler gehen dann doch meist dahin, wo sie mehr Geld verdienen können. Wenn wir es schaffen, über einen längeren Zeitraum 2. Liga zu spielen, können wir schon was. Alles andere wäre unrealistisch. Für ein sportliches Fazit lasse ich mir Zeit bis zur Winterpause. Bis dahin haben wir noch zwei Spiele gegen die Neulinge Paderborn und Siegen, in denen wir punkten wollen. Es ist aber richtig, dass wir mit den 18 Punkten nicht zufrieden sind.

Apropos Neulinge, wie beurteilen Sie das bisherige Abschneiden der vier Aufsteiger Braunschweig, Paderborn, Siegen und Offenbach?Schädlich: Vor allem Braunschweig und Paderborn sind bislang sehr ordentlich aufgetreten und mit ein Garant dafür, dass die Liga wesentlich ausgeglichener geworden ist. Sie haben die Aufstiegseuphorie besser nützen können als wir vor zwei Jahren, als wir die Hälfte der Saison auf einem Abstiegsplatz gestanden haben und uns erst in der Rückrunde stabilisieren konnten. Damals haben meist drei Aufsteiger auf einem Abstiegsplatz gestanden, momentan ist es lediglich Offenbach. Die Absteiger Freiburg, Rostock und Bochum mussten viele Abgänge kompensieren, Mannschaften wie Cottbus, Aachen oder 1860 München haben sich gut verstärkt, so dass die Liga vom Niveau her enger zusammengerückt ist. Ich denke, dass das auch so bleiben wird und die Entscheidungen um Auf- und Abstieg erst ganz am Ende der Saison fallen.

Welchen Eindruck haben Sie vom SC Paderborn?Schädlich: Ich habe die Mannschaft selbst noch nicht sehen können, kenne sie aber natürlich. Paderborn ist sehr spielstark und sehr gut organisiert, daher ist es für mich auch nicht überraschend, dass der SCP schon 23 Punkte hat und so gut dasteht.

Der SCP hat vor vier Jahren - wie Aue vor sechs Wochen - gegen den FC Bayern München im DFB-Pokal gespielt und ist danach in der Meisterschaft eingebrochen. Befürchten Sie ähnliches?Schädlich: Das Spiel gegen die Bayern war der Höhepunkt des Jahres, dicht gefolgt vom Gastspiel bei 1860 München in der Allianz Arena, als uns 15 000 Fans begleitet haben. Wohlgemerkt, bei einer Stadt von 18 000 Einwohnern. Das war sensationell, wird aber so schnell nicht mehr vorkommen. Bayern hat uns auch sportlich nicht geschadet, sondern beflügelt, denn danach haben wir gegen Dresden und Offenbach gewonnen. Dass wir jetzt zweimal verloren haben, hat mit dem DFB-Pokal sicher nichts mehr zu tun.

Artikel vom 07.12.2005