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Ein Tag - geätzt
in Marmorsteine

Glänzendes Konzert am Abdinghof

Von Hans-Joachim Chollet
Paderborn (WV). Für festliche Stimmung schon zwanzig Tage vor Weihnachten war in der randvoll besetzten Abdinghofkirche am Zweiten Advent gesorgt.

Mit einem Benefizkonzert für die Sanierung des Westwerks der Kirche bot Kantor Martin Hoffmann mit seiner durch Mitglieder des Paderborner Kammerchors und der Jugendkantorei verstärkten Abdinghofkantorei eine begeisternde Einstimmung auf das kommende Fest. Unterstützt wurde er dabei von den »Kammersolisten am Abdinghof« und das Trompeten-Ensemble Elmar Büsse, das gleich zu Beginn mit seinen »Bachtrompeten« die Weihnachtskantate »Christen, ätzet diesen Tag in Metall und Marmorsteine« (BWV 191) einleitend beherrschte, bevor der Chor temperamentvoll und jubelnd die Stimmung anheizte. Unter der suggestiven Leitung von Martin Hoffmann agierten die Sänger und Sängerinnen mit spürbarem Engagement und differenzierter Ausdruckskraft.
Übermütige Freude im Eingangssatz und verhaltene Freude zum Schluss waren die Klammer für die Aufgaben der Solisten, die den besinnlichen Teil zu absolvieren hatten: Ulrike Wiedemann gestaltete einfühlsam mit warmem Sopran ihr Rezitativ (»O sel'ger Tag«) und beeindruckte in den Duetten mit dem Bass Hartmut Ernst (stilsicher und geschmeidig auch in seinem Solo) und dem flexibel geführten Tenor Lars Baumanns, dem man eine kräftigere Stimme gewünscht hätte.
Ein leichtfüßiges instrumentales Intermezzo gelang mit Antonio Vivaldis »Konzert für Flautino, Streicher und Basso continuo« (op. 44,11), in dem Judith Hoffmann (Piccoloflöte) im Allegro virtuos zelebrierte Leichtigkeit demonstrierte, im herzerwärmenden Adagio ihr Publikum zur Ruhe kommen ließ, um es dann im Allegro molto um so mehr zu packen: Die Streicher dienten mit strömender Melodik, die Solistin brachte ihren Flötentönen atemberaubend klingende Akrobatik bei. Spontaner Beifall war die Folge.
Zum Abschluss das der h-Moll-Messe entlehnte »Gloria in excelsis Deo« (BWV 191) von Bach: Eindrucksvoll und angemessen ausgewogen der Chor im tänzerisch schwebenden Eingangssatz, verspielte Einleitung zum Duett Sopran-Tenor, während das Orchester den Solisten instrumentale Girlanden flocht, und dann ein auftrumpfender Schlusschor!
Der Beifall schien nicht enden zu wollen, und eigentlich wollte auch niemand nach dieser im doppelten Sinne guten Stunde schon nach Hause gehen.

Artikel vom 06.12.2005