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Von Monika Schönfeld

Aspekte
der Woche

Familien-Risiko


Hallo Familie, hallo Kinder - die Demografie-Expertin Elke Bruckner aus Münster hat der Politik deutlich gesagt, wie die Stadt eine Zukunft hat. Nur mit Kindern. Folglich: Alles tun, um familienfreundlich zu sein. Das muss sich die Verwaltung nicht zwei Mal sagen lassen. Familienpass, familienfreundliche Eintrittspreise ins Hallenbad, immer mehr Betreuungseinrichtungen für Kinder jeden Alters (auch ganztags), Baugebiete für Familien, ein lokales Bündnis für Familien - was will man mehr? Richtig, von der Seite der Verwaltung kann man nicht mehr tun. Dennoch ist mit all dem noch keine Familienfreundlichkeit erreicht.
Die Stimmung muss sich in der Bevölkerung ändern. Nachdenklich stimmt, wenn eine allein erziehende Mutter mit drei Kindern keinen Vermieter findet. Und das, obwohl es an Geld nicht mangelt. Da werden Argumente aus der tiefsten Kiste aus Zeiten vor der Emanzipation gesucht, um die Frau abzuwimmeln. Hallo! Nur weil eine Frau von ihrem Mann getrennt lebt, rutscht sie in die unterste Ebene des gesellschaftlichen Ansehens? Sie sollte bewundert werden, dass sie ihre drei Kinder liebt und betreut. Schnell werden diese Frauen mit einem Bann belegt - sie müssen hundertfünfzigprozentig sein. Was bei Kindern mit Mutter und Vater im Haushalt normal ist, wird bei Kindern allein Erziehender beanstandet.
Bei der Toleranz und dem guten Willen jedes Einzelnen setzt Familienfreundlichkeit an. Und solange Menschen abgewertet werden, die ihren eigenen Weg gefunden haben, wird sich die Stimmung nicht ändern. Kinder bilden dann ein Risiko - mehr werden unter dieser Grundhaltung nicht geboren. Da kann sich Verwaltung und Politik noch so sehr bemühen.

Artikel vom 03.12.2005