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Rechtsstreit der
»Rotlichtbarone«

»Bienenkorb« bekam Konkurrenz

Von Hubertus Hartmann
Paderborn (WV). Da sage einer, in der Domstadt »da gibt's koa Sünd'«. Von wegen. Da gräbt sogar der eine »Rotlichtbaron« dem anderen das Wasser ab, und dann streiten sie vor Gericht um sechsstellige Summen.

Das Paderborner Sündenbabel liegt im Gewerbegebiet an der Borchener Straße. Vor beinahe 20 Jahren öffnete dort der »Bienenkorb« seine Pforten. Bordellbetreiber Willi F. freute sich über florierende Geschäfte und Besitzer Anton Z. (Namen geändert) über erkleckliche Mieteinnahmen. Damals waren sie noch Freunde.
Jahrelang lief der Laden, aber zuletzt ging's bergab. »Als mir die Parkplätze weggenommen wurden und die Besucher ihre Autos nicht mehr hinterm Bretterzaun verstecken konnten, blieben die Kunden weg«, klagt Willi F. Zudem sei das Etablissement total vergammelt gewesen: fehlende Isolierung, Wasserrohrbrüche und Schimmel an den Wänden. Zuletzt seien nur noch zwölf der 20 Zimmer benutzbar gewesen. »Das Objekt war mangelhaft und nicht mehr verwendbar«, sagt sein Anwalt.
Im Oktober 2004 kündigte Willi F. fristlos, investierte direkt gegenüber eine Viertelmillion Euro und zog mit seinen Damen im Februar dieses Jahres in das neue Eros-Center »Paradieso« um.
Doch Anton Z. beharrte auf seinem bis Ende 2007 laufenden Pachtvertrag. Der hätte ihm bei einer Monatsmiete von 7300 Euro Gesamteinnahmen von rund 260 000 Euro beschert. Im Prozess vor dem Landgericht rechnete Willi F. Ansprüche aus anderen Clubs sowie eine 9,25-prozentige Verzinsung von 60 000 D-Mark Kaution seit 1987 dagegen.
»Schriftliche Verträge macht man in dem Milieu wohl nicht«, wunderte sich Richter Rudolf Kamp, dem es aber gelang, die heute nicht mehr befreundeten Streithähne zu einem Vergleich zu bewegen: Keiner schuldet dem anderen mehr etwas, und der Streit ist vergessen.
Wie meint doch der Dudelmoser: »Auf der Alm da gibt's koa Sünd?
Selig wird, wer das glaubt.
Warte bis die Nacht beginnt,
alles ist erlaubt.«Ê

Artikel vom 03.12.2005