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Wohngemeinschaft bietet
den nötigen Rückhalt

KIM hilft Jugendlichen beim Einstieg ins Berufsleben

Paderborn (WV). Gute Erfolge hat der Verein »KIM -ÊSoziale Arbeit« mit seiner »Sozialtherapeutischen Wohngemeinschaft für junge Männer« erzielt. Labile Jugendliche finden hier Unterstützung.

Für Jugendliche ist es schwer, in der Konkurrenz mit anderen jungen Erwachsenen den beruflichen Einstieg zu finden. Wenn dann noch familiäre Schwierigkeiten, Heimaufenthalte oder deutliche Leistungsschwächen hinzukommen, treten nahezu unüberwindbare Hindernisse auf. Häufig genug gelingt es Jugendlichen nicht mehr, mit den Schwierigkeiten fertig zu werden. Sie werden mut- und hoffnungslos, fühlen sich unverstanden und entziehen sich den Leistungsanforderungen. Viele leben schließlich auf der Straße.
Für die Sozialarbeiter der »Sozialtherapeutischen Wohngemeinschaft für junge Männer« des KIM sind solche Schicksale nicht unbekannt. Gerade hier suchen diese jungen Menschen schließlich Hilfe, wenn nichts mehr geht.
So auch der 20-jährige Markus, der im Sommer 2004 in der Wohngemeinschaft aufgenommen wurde. Er lebte vorher ein Jahr auf der Straße und versuchte sich durch Betteln und kleinere Eigentumsdelikte über Wasser zu halten. Erst gefiel ihm dieses Leben gut. Er konnte feiern, rumgammeln, musste keine Verantwortung tragen und war niemandem Rechenschaft schuldig. Mit zunehmendem Alkoholkonsum merkte Markus, wie er immer mehr runterkam. Er wollte nur noch weg von der Straße. Von seiner Tante erfuhr er, wo er sich Hilfe holen konnte.
Fast ein halbes Jahr benötigte Markus, um sich in ein geordnetes Leben einzufügen. Immer wieder gab es Streit mit den »Sozis« (Sozialarbeitern) oder Mitbewohnern. Es brauchte viel Zeit und Geduld auf beiden Seiten, denn auch »richtiges Streiten« will gelernt sein. Heute, 14 Monate später, befindet sich Markus in einer Ausbildung zum Maler und Lackierer. »Ich freuÕ mich drauf, wenn ich morgens los kann«, sagt Markus zufrieden.
Für Diplom-Sozialarbeiter Hans-Werner Tuszynski sind die Bemühungen des sozialtherapeutischen Teams vielfältig: »Oft ist es schwer für unsere jungen Bewohner, sich jeden Tag erneut aufzuraffen und zur Arbeit oder Schule zu gehen. Im familiären Rahmen unserer Wohngemeinschaft bieten wir den nötigen Rückhalt, um wieder Selbstvertrauen und Leistungsbereitschaft zu entwickeln.« Aktuell befinden sich zwei weitere Bewohner in Ausbildung (Briefträger und Koch) und drei junge Menschen in Arbeit. Auch zwei Schüler versuchen im zweiten Anlauf, ihren verpatzten Abschluss nachzuholen.
Auch wenn die genannten Erfolge den Einsatz rechtfertigen, so wünschen sich die Fachkräfte vom KIM doch auch die Bereitschaft von Firmen und Arbeitgebern, dass sie ihre Möglichkeiten für geringer qualifizierte Arbeitskräfte ausschöpfen. Ein gutes Arbeitsklima und Geduld mit Neueinsteigern ist für junge Menschen ein weiterer Baustein, um ihren Platz im Leben zu finden. Denn Sozialarbeit allein kann nicht alle Probleme lösen.

Artikel vom 03.12.2005