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Naturstein gegen die Flut

Hochwasserschutz: Drei Bereiche kosten mehr als eine Million Euro

Rheda-Wiedenbrück (dibo). Hochwasserschutz gibt's nicht umsonst. Fragt sich nur, wer ihn bezahlen soll.

Für die drei gefährdetsten Abschnitte innerhalb des Rheda-Wiedenbrücker Stadtgebietes hat das Ingenieurbüro Sönnichsen (Minden) Konzepte ausgearbeitet, die als Gesamtpaket mehr als eine Million Euro kosten. Wobei der Bauabschnitt Reinkenwiese mit fast einer halben Million Euro am heftigsten zu Buche schlägt. Zwischen Bahndamm und Gütersloher Straße wird die Ems im Falle des Falles beidseitig gebändigt - mit einem höher gelegten Rad- und Fußweg und einer rund 80 Zentimeter hohen Mauer, die Richtung Stadt wegen des schöneren Bildes aus Naturstein (Detlef Sönnichsen: »Eine verlängerte Schlossmauer«) errichtet wird. Richtung Bahndamm muss eine Betonkonstruktion reichen.
Bauabschnitt zwei (250 000 Euro) wurde für den Bereich Michael-Ende-Schule/Emssee bis Nordring festgelegt. Um die Kernstadt Wiedenbrücks zu schützen, hat das Ingenieur-Büro zudem den Bauabschnitt Am Neuen Werk entwickelt. Sogar eine kleine Emskommision mit Vertretern der Unteren Wasser- und der Unteren Landschaftsbehörde des Kreises Gütersloh sowie der Rheda-Wiedenbrücker Stadtverwaltung und der Flora Westfalica wurde gebildet, die sich viele Gedanken machte - auch über die Frage, ob für das Projekt an der Reinkenwiese eine Reihe relativ junger Weiden unbedingt gefällt werden müsse. Für Elisabeth Witte (CDU) war zunächst nicht klar, warum man sich den Luxus eines Hochwasserschutzes an der Reinkenwiese überhaupt gönne, schließlich seien ja nur Schrebergärten zu schützen - was allerdings nicht richtig ist, denn von einem möglichen Hochwasser sind auch weiter zurück liegende Wohnhäuser betroffen.
Gönnen oder nicht - ohnehin bleibt die Frage, wer hier was bezahlen muss. Während Peter Berenbrinck (SPD) dafür plädiert, auch die Hausbesitzer in die Verantwortung zu nehmen (»Da reicht schon eine Spundbohle, um ein Kellerfenster zu sichern«), gibt es nach Darstellung von Detlef Sönnichsen weder für die Stadt noch den Kreis die Verpflichtung, Hochwasserschutz zu betreiben. Das sei lediglich ein Stück freiwilliger Daseinsvorsorge. Das Land wiederum macht den Zuschuss (40 bis 80 Prozent) von der Finanzkraft der Kommune abhängig. Jetzt sollen erst einmal die Förderanträge gestellt werden.
Übrigens könnte man Hochwasserschutz auch anders gestalten. Mit insgesamt acht Millionen Kubikmeter großen Rückhaltebecken, von denen die meisten wohl nicht auf Rheda-Wiedenbrücker Gebiet stehen (auch Rietberg hat Hochwasser-Probleme). Ob der Gesamtkosten von 49 Millionen Euro muss ein solches Projekt jedoch ins Reich der Unmöglichkeiten verwiesen werden.

Artikel vom 03.12.2005