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Die »Kajüte« steuert
einen neuen Hafen an

Gemeinde will Schullandheim an AWO verkaufen

Hiddenhausen (gb). Die Gemeinde will das Schullandheim »Kajüte« auf der Insel Langeoog verkaufen. Einziger Kaufinteressent ist die Arbeiterwohlfahrt.

Der Kreisverband, der das Heim ab 1982 gepachtet hatte, bietet nach Auskunft von Kreisgeschäftsführer Günter Busse 860 000 Euro. Verwaltung und Rat der Gemeinde haben sich zum Verkauf entschlossen, weil sich die »Kajüte« so nicht mehr rechnet. »Das Haus ist zuletzt vor zehn Jahren modernisiert worden, nun steht wieder eine gründliche Renovierung an«, sagte Freitag Bürgermeister Ulrich Rolfsmeyer, der die Politik Donnerstag im Hauptausschuss in Kenntnis gesetzt hatte.
So will die AWO nach Angaben von Busse etwa 600 000 bis 700 000 Euro investieren. Die Sechsbett-Zimmer sollen zu Appartements umgebaut werden. Die Duschen auf den Fluren weichen modernen Nasszellen in den Zimmern. Darunter soll aber die Platzkapazität von derzeit 96 Betten für Schüler und zehn Betten für Betreuer nicht leiden.
Bürgermeister Rolfsmeyer weiß auch, dass »die Kajüte mit viel Herzblut besetzt ist. Wohl jeder Hiddenhauser ist als Kind einmal auf Langeoog gewesen.« Noch heute würden viele Familien aus der Großgemeinde gern auf der Insel Urlaub machen.
Doch die finanziell angespannte Situation der Gemeinde zwingt zum Handeln. Denn jährlich schießt Hiddenhausen zum Betrieb der »Kajüte« rund 110 000 Euro zu. Soviel zahlt sie auch fast für das Haus des Bürgers. Aber die »Kajüte« wird von immer weniger Schülern und Erwachsenen aus der Gemeinde besucht. Betrug der der Anteil Hiddenhauser Besucher in 1998 noch 32,4 Prozent (gleich 5144 Personen) so sank er seitdem bis 2004 auf 16,4 Prozent (gleich 2615 Personen). Der Anteil von Besuchern aus anderen Kommunen wuchs im gleichen Zeitraum auf 83,6 Prozent.
Das Haus ist ohnehin nur an acht von zwölf Monaten geöffnet. Dabei erreicht es jedoch einen Beleggrad von 90 Prozent, sagt Günter Busse. Die AWO sieht für die »Kajüte« eine gute Zukunft. Man kann das Haus im Bezirk wie im Land anbieten, es steht Schülern, Jugendlichen, Familien und Senioren offen.
Natürlich auch weiterhin Gruppen aus der Gemeinde. Die zahlten bisher zehn Prozent weniger als üblich und hatten bei Frühbuchung einen Vorrang. Beides fällt mit dem Verkauf weg. Gleichwohl ist es den Schulen und allen anderen Anbietern unbenommen, weiterhin in der »Kajüte« festzumachen.
Eben erst vor 18 Monaten, im Juni 2004, wurde das 50jährige Bestehen der Kajüte gefeiert. Nun soll sie in eine gesicherte Zukunft übergeleitet werden. Die AWO würde das Haus zum 1. Januar 2006 übernehmen, auch wenn der Kauftermin auf die Jahresmitte 2006 fällt. Am 13. Dezember reist eine Delegation mit Vertretern der Gemeinde und der AWO nach Langeoog, um dort mit den Verantwortlichen das weitere Vorgehen zu beraten.
Im Herbst/Winter 2006 soll die »Kajüte« dann umgebaut werden.
»Damit geht ein Stück Hiddenhauser Geschichte zuende«, bedauert Hans-Gerhard Hildebrandt, Vorsitzender des Fördervereins »Kajüte«. Der Verein hat immerhin 450 Mitglieder.
Gerade bei der Jubiläumsfeier im vergangenen Jahr habe man festgestellt, wie stark die Bürger sich mit dem Haus verbunden fühlten. Viele würden mit der »Kajüte« lebhafte Kindheitserinnerungen verbinden.
Aber man müsse auch sehen, dass das Interesse an einem Besuch stark nachgelassen habe. Deshalb sei über einen Verkauf des Hauses in den vergangenen Jahren immer wieder diskutiert worden. Wenn die AWO nun die »Kajüte« übernehme, bleibe eine gewisse Kontinuität gewahrt. Das Haus stehe ja allen Schulen weiter offen.
Hildebrandt denkt auch an den Förderverein. Der müsse nach einem Verkauf über seine Zukunft nachdenken.

Artikel vom 03.12.2005