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Kirche schließt Kindergärten

225 Plätze fallen weg - Kritik an der Stadt Bielefeld

Von Burgit Hörttrich
Bielefeld (WB). Der evangelische Kirchenkreis Bielefeld schließt vier seiner 34 Kindertagesstätten. Betroffen sind neun Gruppen mit insgesamt 225 Plätzen.

Die Schließung von vier Kindergärten auf einen Schlag ist in Ostwestfalen-Lippe einmalig. Der Kirchenkreis Bielefeld muss insgesamt zwei Millionen Euro einsparen, um nicht die finanzielle Selbstbestimmung zu verlieren. Gleichzeitig reduzieren sich die Zahlungen der Stadt für die Aufnahme zusätzlicher Kinder in den 34 kirchlichen Einrichtungen.
Die Kirchensteuereinnahmen im Kirchenkreis Bielefeld sind mit dem Rückgang der Gemeindeglieder auf 114 000 (1969: 190 000) auf 7,3 Millionen Euro zusammengeschmolzen. Der Kirchenkreis versuche durch Immobilienverkäufe, die Zusammenlegung von Gemeinden und etwa Personaleinsparungen wie den Abbau von Pfarrstellen (minus 16) das Defizit abzudecken, sagte gestern Superintendentin Regine Burg, Deshalb müsse weiter gespart werden. Der Bereich der Kindertagesstätten müsse einen Anteil von 232 000 Euro beisteuern.
Man habe mit der Stadt Bielefeld über einen bedarfsbezogenen Abbau von Kindertagesstätten und Leistungsverträge für die weiter bestehenden Einrichtungen gesprochen, weil die Stadt aber auch unter Nothaushaltsrecht stehe, könne man, so sei die Auskunft von Oberbürgermeister Eberhard David gewesen, »vor Herbst 2006 keine definitive Aussage treffen«. Klaus-Peter Johner, Verwaltungsleiter des Kirchenkreises: »Wir haben eine einvernehmliche Lösung gesucht, jetzt sind uns aber die Hände gebunden.«
Superintendentin Burg betont, dass der Kirchenkreis Bielefeld die höchsten Eigenbeiträge aller Kindertagesstättenträger leiste, aber die geringsten Subventionen erhalte. Regine Burg: »Seit zwei Jahren verhandeln wir, um diesen hohen Eigenanteil von 17,3 Prozent zu senken - vergebens.« Andere Kommunen in Nordrhein-Westfalen seien dagegen bereit, »die evangelischen Träger im Sinne einer familienfreundlichen Politik zu unterstützen«. Burg: »Die Stadt Bielefeld hat uns im Regen stehen lassen.« Ihr Vorschlag: Alle Träger müssten an einen Tisch, um einen bedarfsbezogenen Abbau in die Wege leiten zu können - »im Interesse aller Beteiligten«.

Artikel vom 02.12.2005