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Vorschrift: Zwei Türen rechts

Taxi-Unternehmer Füchtenschnieder: Sicherheit ist oberstes Gebot

Von Bernd Steinbacher
(Text und Fotos)
Schloß Holte-Stukenbrock (WB). Die Kunden schauen, dass das Taxi pünktlich vor der Tür steht. Welcher Aufwand dahinter steckt, ist auf den ersten Blick nicht ersichtlich. Für die Adventsserie des WESTFALEN-BLATTes haben die Taxi-Unternehmer Daniela Füchtenschnieder-Büscher und Jörg Füchtenschnieder die Tür geöffnet, die Tür zum Taxi.

Ein Taxi ist ein Auto mit besonderer Ausstattung. Klingt einfach, die Ausstattung hat es aber in sich. Klimaanlage, Navigationsgerät und ein bisschen Luxus wie eine Sitzheizung haben viele normale Pkw, doch im Taxi befindet sich zudem der Sprechfunk, um Aufträge entgegennehmen zu können. »Wir haben eine eigene Zentrale und über unser System können alle Fahrer den Funkverkehr mithören und sich auch untereinander verständigen«, erklärt Jörg Füchtenschnieder. »Das hat Vorteile bei der Abstimmung der Fahrten. Bei uns wird das schon seit etwa 35 Jahre so gehandhabt, seitdem meine Eltern die ersten Funkgeräte in die Autos einbauen ließen.«
Damit ein gewöhnliches Auto zum Taxi wird, muss es »zwei Türen auf der rechten Fahrzeugseite« haben, so will es die Vorschrift. Außerdem muss es derzeit noch hell-elfenbeinfarben sein. Zur Grundausstattung gehört ein Notrufsystem. Das ist Pflicht. Die verschiedensten Varianten gibt es. Standard ist ein lautes System, dass Alarm gibt. »Das ist aber nicht zu empfehlen, wenn der Fahrer bedroht wird«, so der Taxi-Unternehmer. Zum Glück sei die Gefahr für die Taxi-Fahrer in ländlichen Gebieten nicht so groß wie in den Städten, dennoch seien ihre Fahrzeuge noch mit weiteren Alarmsystemen ausgerüstet, Details werden aus Sicherheitsgründen nicht genannt.
Taxi-Schild und Taxameter sind selbstverständlich. Letzteres ist auf den Tarif des Kreises Gütersloh eingestellt und muss immer wieder geeicht werden. Weitere Technik soll in die Fahrzeuge Einzug halten: Im nächsten Jahr ist der Einbau von Geräten geplant, die bargeldloses Bezahlen ermöglichen. »Bisher war die Nachfrage dafür nicht da, außerdem gab es zu viele unterschiedliche Geräte.«
Sicherheit und Zuverlässigkeit sind für die Taxi-Unternehmer oberstes Gebot. »Auch wir wollen sicher nach Hause kommen«, so Daniela Füchtenschnieder-Büscher. Deshalb warten sie die Fahrzeuge in der eigenen Werkstatt. »Wir wollen flexibel sein. Jederzeit müssen die Autos funktionieren.«
Zum Fuhrpark zählen fünf Taxen, zwei Mietwagen, ein Kleinbus mit 16 Sitzen und zwei Fahrzeuge für den Schüler- und Schüler-Spezialverkehr. Hinter letzterem Begriff verbergen sich Fahrzeuge, die für Rollstuhlfahrer- und Krankentransporte geeignet sind. »Das reine Taxi-Geschäft geht seit zwei Jahrzehnten zurück, andere Geschäftsbereiche sind wichtig.«
Einer der Mietwagen ist ein Fahrzeug, das als Taxi gebaut wurde. Solche Taxis sind in London im Einsatz. Deshalb hat es ein paar Eigenheiten aufzuweisen. Seit den 50-er Jahren bis 1998 wurde die Karosserie des »London Taxis International (LTI) Fairway Driver« praktisch nicht geändert, nur die Technik weiterentwickelt. Doch selbst das 1998 gebaute Fahrzeug in Füchtenschnieders Besitz hat den Kofferraum rechts neben dem Fahrer (in London natürlich auf der anderen Seite, weil dort Linksverkehr herrscht). Grund: In Anlehnung an die Kutschenverordnung war in London vorgeschrieben, dass neben dem Fahrer Platz für das Pferdefutter sein musste, weiß Jörg Füchtenschnieder zu berichten. Auch eine andere Bedingung der alten Vorschriften erfüllt das technisch auf modernem Stand befindliche Fahrzeug. Es darf keinen größeren Wendekreis als ein Pferdefuhrwerk (acht Meter) haben. »7,81 Meter sind es tatsächlich, ein Vorteil beim Wenden«, lacht der Unternehmer, der selbst Kraftfahrzeugmechaniker ist.
Wenn auch viele Leute in Deutschland über die schlechte Lage klagen: Daniela Füchtenschnieder-Büscher und Jörg Füchtenschnieder sind zufrieden. »Rummosern bringt nichts, man muss etwas tun. Deshalb finde ich die Werbekampagne ÝDu bist DeutschlandÜ auch so gut«, betont der Unternehmer mit acht fest angestellten Mitarbeitern und 15 Aushilfen.

Artikel vom 02.12.2005